Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
Christian Morgenstern fordert uns in seinem Gesicht „ Geh deinen Weg“ auf:
„Sieh nicht, was andere tun, der anderen sind soviel,
du kommst nur in ein Spiel, das nimmermehr wird ruhn.
Geh einfach Gottes Pfad! Lass nichts sonst Führer sein, dann gehst du recht und grad,
und gingst du ganz allein“
Maria Klöcker
Dazu ein Text von Max Feigenwinter:
„Manchmal fällt es uns schwer, unseren eigenen Weg zu gehen, zu sein, wie wir sind. Wir fürchten uns gar davor. Oft versuchen wir herauszufinden, wie andere uns wohl gerne haben würden; wir geben vor, genau so zu sein, die selben Bedürfnisse zu haben, die gleichen Ziele anzustreben. Wir setzen vieles ein, täuschen manches vor und geben uns dabei auf.
Das ist nicht erstaunlich: von früh an haben wir erfahren, was wir tun und wie wir sein müssen, damit wir geliebt werden.
Im Verlauf vieler Jahre haben wir es vielleicht immer mehr verlernt, auf uns selbst zu hören, der Stimme des eigenen Herzens zu folgen.
Das Göttliche in uns werden wir nur finden, wenn wir uns für uns selbst Zeit nehmen. Wenn wir uns selbst in die Augen sehen, unsere Wünsche und Bedürfnisse ernst nehmen, immer wieder ruhig und still werden, uns selbst auf den Grund kommen, werden wir einen Halt finden, der uns wachsen und bestehen lässt.
Glücklich, wer in der Gewissheit lebt, sein zu dürfen, wie er von Gott gedacht ist; wer glaubt, dass er eingeladen ist, hier zu sein, hier zu wachsen; wer sein darf, wie er ist, mit seinen Möglichkeiten und Grenzen; wer geben kann und nehmen darf; wer erlebt, dass er einmalig und wertvoll ist.
Du bist
Eine Blume im Garten Gottes, ein Stern an seinem Himmel, ein Weg in der Wüste,
ein Licht im Dunkeln, ein Gedanke des Schöpfers.
Du bist
Brot für die Hungernden, Wasser für die Dürstenden, Kritik für die Selbstsicheren,
Antwort für die Fragenden, Halt für die Zweifelnden.
Du bist Mensch,
von Gott gedacht, von Gott gewollt:
du darfst sein, du selbst sein, ganz Mensch sein“