Ich möchte Ihnen heute von einem kleinen Waldstück erzählen. Dort nämlich, entspringt eine kleine Quelle. Munter sprudelt das Wasser aus der Erde hervor, sammelt sich zu Füßen eines großen Baumes und formiert sich dann zu einem kleinen Bach. Und unten im Tal, wo dieser Bach ankommt, dort ist er dann schon so groß geworden, dass man bereits von einem Fluss sprechen kann.
Davon will ich Ihnen heute erzählen: von einer Quelle, von einem Bach und einem Fluss. Und ich tue es, weil wir morgen den Dreifaltigkeitssonntag feiern.
Ein Bild, das mir ein klein wenig hilft, mit diesem ach so schwer verständlichen Satz von der Dreifaltigkeit zumindest ein klein wenig umgehen zu können. Im 4. Jahrhundert hat der große Theologe Gregor von Nazianz diese Geschichte von der Quelle, dem Bach und dem Fluss zum ersten Mal erzählt. Und er hat dies getan, um den Menschen seiner Zeit ein bisschen deutlich zu machen, wie man sich das mit der Dreifaltigkeit denn so ganz von ferne zumindest vorstellen könne.
Gregor sagt, das mit der Dreifaltigkeit, das ist vielleicht so wie mit dieser Geschichte. Wir haben eine Quelle, einen Bach und einen Fluss und wir meinen, diese drei ganz deutlich voneinander unterscheiden zu können: Da ist die Quelle, da ist der Bach und da ist der Fluss.
Und Gregor sagt, das ist vielleicht ganz ähnlich wie bei Gott. Wir sprechen von Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Geist. Wenn wir genau hinschauen, dann müssen wir feststellen, dass wir die drei gar nicht auseinanderhalten können. Obwohl wir eine Quelle, einen Bach oder einen Fluss haben, so ist das Wasser, das aus der Quelle heraussprudelt, dann doch genau das gleiche, das den Bach durchläuft, genau das gleiche, das sich auch in den Fluss ergießt. Obwohl es drei verschiedene Gewässer sind, eine Quelle, ein Bach und ein Fluss, es ist trotzdem ein und dasselbe Wasser, das sie alle durchfließt.
Vielleicht ganz ähnlich wie bei unserem Gott in den drei Personen.
Quelle, Bach und Fluss haben mir ein klein wenig geholfen - nicht Gott zu verstehen, das wird nie geschehen -, aber mir ein klein wenig vorzustellen, wie ich mich diesem Geheimnis nähern kann. Sie haben mir das Geheimnis nicht entzaubert, aber sie haben mir die Begegnung mit diesem Gott ein wenig erleichtert.
(Ideen entnommen von Pfarrer Dr. Jörg Sieger, www.joerg-sieger.de .)