Liebe Hörerinnen und Hörer!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass man uns als Kinder zu verstehen gegeben hat, man zeige nicht mit dem Finger auf andere Leute. Ich habe versucht, mich an diese Regel zu halten; denn das Gegenteil könnte andere verletzen oder bloßstellen, um nur zwei mögliche Auswirkungen zu erwähnen.
Es gibt aber noch eine andere Art, den Zeigefinger zu gebrauchen. Auf diese möchte ich jetzt zu sprechen kommen. Gemeint ist der moralische Zeigefinger. Ob wir nun tatsächlich den Zeigefinger auf jemanden richten, um ihn bloßzustellen und ihm unsere Kritik an seinem Verhalten deutlich zu machen, oder ob wir mit unmissverständlich kritischen und abwertenden Worten über ihn reden, wir begeben uns auf jeden Fall auf ein nicht ungefährliches Pflaster. Sehr häufig weist die Art und Weise, wie wir über andere reden, auf uns selber zurück. Öfter habe ich bei näherem Hinsehen bei mir selber festgestellt, dass ich meine eigenen Schwächen und Fehler beim anderen kritisiere. Da drängt sich schon Zurückhaltung auf, selbst wenn der andere diese Fehler und Schwächen tatsächlich hat. Ich muss mich fragen, ob meine kritischen Bemerkungen oder Gedanken dem anderen wirklich helfen könnten oder ob ich einfach nur von mir selbst ablenken will. Ich muss wohl als erster lernen, meine Schwächen und Fehler anzunehmen. Wenn mir das gelingt, wird min Herz Frieden und Gelassenheit finden. Ich glaube sogar, dass ich dann ein besserer Mensch werde, einer, der auch gut von anderen denken lernt oder sie so annimmt, wie sie sind. Das werden andere merken, möglicherweise auf uns zukommen, weil sie sich bei uns wohlfühlen, uns Vertrauen schenken, gerne mit uns ins Gespräch kommen. Der Mund bringt das hervor, was im Herzen der Menschen lebt, wovon das Innere voll ist. Um dieses Gutsein des Herzens sollten wir ringen.
Im neuen Gotteslob steht dieses Gebet von Pater Anselm Grün: „Segne meine Gedanken, guter Gott, damit ich heute gut über die Menschen denke. Segne meine Worte, damit sie in ihnen Leben wecken.“ (GL 11,3)
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
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