Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer,
Autsch, das tut weh! Worte können ganz schön verletzen.
Wie konnte meine beste Freundin nur so etwas sagen?
Enttäuscht, wütend und traurig fahre ich nach Hause. Tränen stehen mir in den Augen. Warum nur ist die Beziehung zwischen uns plötzlich so angespannt?
Warum ist ihre Wahrnehmung so anders als meine?
Zu Hause angekommen, laufe ich aufgeregt von einem Raum zum anderen und überlege, was ich tun könnte, um die Situation so schnell wie möglich zu klären. Vielleicht sollte ich ihr eine E-Mail schreiben und meine Sicht nochmal erklären? Ich könnte ihr somit sagen, wieso ich ihr Verhalten unmöglich finde und warum es mich verletzt?
Ich ahne, dass eine solche E-Mail nicht viel bringen wird.
Und da fällt es mir ein:»Ach ja, die Sache mit dem Beiseite treten!»
Was heisst Beiseite treten? Stellen Sie sich vor, ein Notarzt kommt nicht an den Patienten heran, weil viele Nachbarn um den Verletzten stehen und alle helfen wollen.
Oder ein Rettungswagen steckt im Stau fest,weil die Autos nicht zur Seite fahren um den Wagen durchzulassen. Natürlich hinken diese Vergleiche, weil nur Gott allmächtig ist.
Dennoch: Wir können Gottes Wirken behindern und durch unsere «Rettungsmaßnahmen» mehr Schaden anrichten.
Deshalb will ich beiseite treten für Gott, unseren Arzt und Retter.
Ich vergebe und vertraue ihm die Situation an.
Alles hört sich einfach an, aber wie geht das praktisch? Manchmal reicht es, wenn ich ein Gebet der Vergebung spreche und die Sache hinter mir lasse. Wenn die Verletzung aber tiefer geht, reicht das nicht. Denn dann kommen die Gedanken daran immer wieder, wie das Läuten einer alten Kirchturmglocke: Die Glocke schwingt noch weiter hin und her, auch nachdem der Glöckner das Seil losgelassen hat. Doch das Schwingen wird immer langsamer und schliesslich ist Ruhe. Wer vergibt, lässt los. Die Gedanken mögen noch eine Weile nachklingen, doch irgendwann kommen sie zur Ruhe.
Die Sache in Gottes Hand lassen und nicht wieder an mich nehmen. Sogar aus tiefen Verletzungen kann Gott was Gutes machen. Manchmal brauche ich Geduld. Aber immer darf ich erwarten, dass er etwas Gutes daraus machen wird.
Die Beziehung zu meiner Freundin ist nun wieder in Ordnung. Sie hat mir auch vergeben.
Wir haben beide unser Verletzungen losgelassen und können einander mit offenem Herzen begegnen.
Wir sind «beiseite getreten», damit Gott wirken kann. Und das hat er getan.
Autor: Delia Holtus / Lydia 03/2013
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