Liebe Hörerinnen, liebe Hörer!
Ist Rassismus normal? Diese Frage möchte ich kurz ansprechen. Dabei will das Wort „Rassismus“ ganz allgemein verstanden sein; denn nicht nur die Rasse löst Reaktionen aus, sondern das Fremde, das Anderssein überhaupt. Dem Fremden begegnen wir oft mit Skepsis und Zurückhaltung, wenn nicht gar mit Ablehnung. Wir erfahren das Fremde, das Unbekannte und insbesondere den Fremden wie eine Bedrohung. Das wird sehr deutlich in unseren Reaktionen angesichts des Phänomens der Migration, der Flüchtlinge, der Asylsuchenden in Belgien und in Europa überhaupt. Man kann uns noch so oft erklären, dass es Hunderte Millionen Flüchtlinge auf der Welt gibt und dass die mehr oder weniger 15000 , die bei uns anklopfen, nur eine verhältnismäßig kleine Anzahl darstellen. Aus dem Bauch heraus ist unsere erste Reaktion oft voller Misstrauen und sogar Ablehnung: Die wollen von uns profitieren; die nehmen uns die Arbeitsplätze weg usw. In diesem Sinne würde ich sagen, dass die Fremdenfeindlichkeit, also die negative Reaktion gegenüber dem Fremden, eher normal und auf jeden Fall eher allgemein ist. Es bedarf schon einer Denkarbeit und einer Auseinandersetzung mit dem Thema und dem Phänomen, um zu einer positiven und wohlwollenden Haltung und Einstellung zu finden. Aber ist das nicht der Reichtum und die großartige Fähigkeit von uns Menschen, dass wir uns nicht von unseren Instinkten und unseren Gefühlen bestimmen lassen müssen und können, weil wir doch denkende und einfühlsame Wesen sind? In der Weihnachtszeit stellte mal jemand so ganz beiläufig die Frage: Wenn Jesus wiederkäme, wo würde er geboren? Wäre er schwarz oder weiß? Solches Fragen lässt aufhorchen. Stellen wir uns das mal vor, versuchen wir es ganz einfach auszudenken: Jesus wäre als schwarzes Kind geboren worden! Dann wäre Gott zwar Mensch geworden mitten unter uns, aber hätten wir ihn erkannt, anerkannt, aufgenommen? So unrealistisch ist dieser Satz nicht; denn der weiße Jesus hat gesagt: Was ihr dem geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan - von Hautfarbe spricht er nicht.
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