Ich habe einmal gelesen, dass früher und vielleicht heute noch die Fischer in der Bretagne morgens oder nachts beim Hinausfahren ein Stoßgebet verrichten: Her, unser Boot ist so klein und das Meer so weit; bleibe bei uns im Boot.
Dieses kurze Gebet kommt mir oft in den Sinn, wenn ich Menschen mit ihrem Schicksal, mit einer schwierigen Aufgabe oder Situation ringen sehe oder wenn ich selbst in einer solchen Situation stecke. Als der Taifun Hyan über die Philippinen hinwegfegte, sah man auch noch Fischerboote auf dem Ozean von den Wellen hin- und hergeworfen: unser Boot so klein und das Meer so mächtig, konnten auch die philippinischen Fischer mit angstvoller Stimme rufen.
In vielen Situationen fühlen wir Menschen uns so ohnmächtig. Ich denke zunächst und vor allem an Krankheit und andere Schicksalsschläge, die über Menschen hereinbrechen wie eine Lawine und von heute auf morgen Menschenleben schlagartig verändern. Gestern war die Welt noch in Ordnung, tags darauf sieht alles anders aus, bricht eine Welt zusammen.
Ich bin dann oft sehr erstaunt über den Lebenswillen und den Lebensmut vieler so vom Schicksal heimgesuchter Menschen. Dann bewahrheitet sich, dass der Wille und der Wunsch zu leben und nicht aufzugeben, sich also der neuen Situation zu stellen enorm sind. Zu Recht heißt es wohl, dass viele Menschen sich dann als Lebenskämpfer und Lebenskünstler zu erkennen geben und zeigen, was alles in ihnen als Lebensmöglichkeiten steckt. Darüber kann man sich nur freuen.
Aber genau wie die bretonischen Fischer werden viele Menschen in solchen bedrohlichen Situationen zu betenden Menschen, die nicht aufgeben, im Gegenteil hinausfahren, also das Leben mutig anpacken, weil sie um die Gegenwart eines liebenden Gottes wissen und sich auf ihn verlassen. Die Jahrtausende alten Psalmen in der Bibel drücken dieses Gottvertrauen auf unnachahmliche Weise aus: „Der Herr ist mein Hirt, nichts kann mir fehlen. Muss ich auch gehen in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil: Du bist ja bei mir!“ (Psalm 23)
Lieber Hörer, liebe Hörerin! Diese Zuversicht wünsche ich uns allen.
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