Liebe Hörerinnen und Hörer!
Gerne singe ich folgendes Lied, das ich vor einigen Jahren in einem Bildungshaus kennengelernt habe. Es hat den Text:“ Wir haben Gottes Spuren festgestellt, auf unseren Menschenstraßen, Reste von Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen. Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen. Wird Gott auch unsre Wege gehen, uns durch die Fluten tragen?
In unserem Leben sind wir häufig ganz verzweifelt, denn es gibt so viel Schreckliches, ja Grausames, so viel Leid für Frauen und Kinder, so viel Armut und Krankheit, so viel Ungerechtigkeit und Kriege, dass es uns als unmöglich erscheint, eine Spur zu einem guten Gott zu finden. Wie kann er das alles zulassen, warum greift er nicht ein, wenn er so mächtig ist? Zu allen Zeiten, auch im 21. Jahrhundert, in dem wir leben, gab und gibt es Menschen, die durch ihr Tun uns eine Ahnung von einem guten Vater geben. Da ist der jüdische Arzt und Pädagoge Janusz Korczak, der bis zu seinem Tod im Vernichtungslager Treblinka die Rechte der Kinder verteidigte. Viele Freunde boten ihm ihre Hilfe an, damit er dem Ghetto entkommen konnte, doch er lehnte es ab, die Kinder alleine zu lassen. Wir spüren etwas von der Wärme in der kalten Welt und fühlen uns ermutigt, auf dieser Spur weiterzugehen. Einige Jahre später machte der Bürgerrechtler und Baptistenpfarrer Martin Luther King auf sich aufmerksam. Er setzte sich für Frieden, Freiheit und Gleichberechtigung für Schwarze und Weiße ein und hat in einer großen Rede, kurz vor seinem gewaltsamen Tod, seinem Traum, dass Schwarze und Weiße in Frieden miteinander leben, Ausdruck verliehen. Wir spüren darin etwas von der Hoffnung, die wir schon fast vergessen hätten. Vor ungefähr 800 Jahren erregte Elisabeth von Thüringen die Gemüter ihrer Mitbewohner auf der Wartburg, weil sie es wagte, mit den Armen das Brot zu teilen und die Kranken und Aussätzigen zu versorgen. Sie vergaß sich und führte die Menschen und uns heute zu dem, der der Menschenfreund genannt wird. An Elisabeth wird in dem bekannten Lied erinnert: „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht und das Wort, das wir sprechen als Lied erklingt, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt“. Aus noch früheren Zeiten, aber noch heute im Gedächtnis der Menschen sind Martin von Tours und Nikolaus von Myra, die Augen und Hände für die Menschen hatten, die sie unbedingt brauchten, und verschafften ihnen ein menschenwürdiges Leben. Sie legten damit eine Spur zu dem, der unerkannt mitten unter uns steht.
In wenigen Tagen feiern wir Weihnachten. Der Inhalt dieses Festes lässt sich einfach so ausdrücken: “Erschienen ist die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes.“ Darin ist in Kürze das Geheimnis und der Inhalt des Weihnachtsfestes ausgedrückt. Damit auch wir wieder an die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes glauben können, bitten wir: „Guter Vater, zeige uns Menschen, die deine Menschenfreundlichkeit so leben, dass wir durch sie erfahren, dass Menschen einander verstehen und beistehen können.“
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
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