Sehr geehrte Damen und Herren,
als Kind schnitzte ich mir gerne Flitzebögen. Dazu suchte ich mir einen schönen, gleichmäßig gewachsenen, besenstieldicken Haselnussbaum am Waldrand, kerbte die Ende ein und spannte ihn dann mit einer Schnur. Fertig war er. Wenn wir Kinder dann noch die Pfeile dazu geschnitzt hatten, testeten wir den Bogen, indem wir ein Weitschießen veranstalteten. Derjenigen, dessen Pfeil am weitesten flog, der hatte gewonnen.
Wenn man aber nicht richtig aufpasste und den Bogen überspannte, dann machte es krach und der Bogenstab brach und war kaputt.
So ist es oft in unserem Leben. Wenn wir nicht richtig aufpassen, dann kann man bei Freunden, bei Vorgesetzten, bei Angehörigen den Bogen überspannen. Man überfordert sie einfach mit irgend einer Bitte oder einem Anliegen und das Verhältnis ist zerstört. Es fehlt die alte Spannkraft.
All die Floskeln und Höflichkeitsformen die wir kennen sind nichts anderes als Vorsichtsmaßnahmen aus Angst davor, dass wir den Bogen bei anderen Menschen überspannen.
Wie froh bin ich, dass man bei Gott den Bogen nicht überspannen kann. Man kann mit noch so vielen Anliegen kommen, mit noch so vielen Bitten, ja ich bin überzeugt mit den größten Dummheiten, zu Gott kommen, wir können den Bogen nicht überspannen.
Im Gegenteil: Gott will, dass wir bei ihm mit unseren Anliegen den Bogen bis zum Anschlag spannen lernen. Wie David sagt: „Er lehrt meine Hände streiten und meinen Arm den ehernen Bogen spannen“ (1. Sam 22,35)
Der Bogen bei Gott ist so stark, dass unsere Gebete und Anliegen wie Pfeile weit durch die Luft schwirren und selbst in weiter Entfernung noch ihr Ziel erreichen.
Probieren Sie es doch heute aus. Spannen Sie den Bogen Gottes mit einem gewagten Gebet an. Keine Angst, bei Gott können wir den Bogen nicht überspannen. Er will ja, dass wir seinen eisernen Bogen spannen.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen heute spannende Gebete.
Leben Sie wohl
Ihr Martin Schuler
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
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