Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
in unserer Pfarre gibt es an jedem letzten Freitag im Monat eine Gebets- oder Besinnungsstunde für trauernde Menschen. Ich persönlich würde sie lieber umbenennen in: Begegnungsstunde.
Denn dort begegnen sich Menschen, jung oder alt, Frau oder Mann, die dasselbe Schicksal teilen, nämlich den Verlust eines geliebten Menschen.
Kürzlich hörten wir da den nun folgenden Text von Gerhard Engelsberger, der wohl alles über unser Leben aussagt.
Der Weise fragte: "Weißt du, wie Gott dein Leben sieht?" Ich bat:"Lass du mich wissen, wie Gott mein Leben sieht." Er antwortete:"Gott sieht dein Leben wie ein Wollknäuel. Es wiegt, wenn du es in der Hand hältst, vielleicht 50 Gramm und misst vielleicht 10 Zentimeter im Durchmesser. Legst du den Faden aber aus, so misst er 250 Meter oder mehr. Wickelst du den Faden zu einem Knäuel, dann siehst du bald den Anfang nicht mehr. Immer mehr ist verborgen: einzelne Strecken, kurze Abschnitte, Erlebtes, Träume, Gespräche und Briefe, Erlebnisse, Gedanken, Freud und Leid, Glück und Schlimmes - alles ist verborgen unter den obersten Fadenwindungen. Wenn du dein Leben betrachten wolltest, so müsstest du das Wollknäuel auflösen, den Faden in die Lange legen und bis zu seinem Anfang zurückgehen. Du müsstest jede Stelle des Fadens einzeln betrachten, um dies oder jenes aus deinem Leben zu erfahren. Gott sieht anders. Gott sieht alles in einem und auf einmal. Gott sieht dich ganz. Für ihn gibt es nicht Vergangenheit und Zukunft. Für ihn gibt es nur dich auf einen Blick. Und das Schöne ist: Er hält das Wollknäuel in seiner Hand. Er wird den Faden des Lebens nicht verlieren. Und wenn dich die Kraft verlässt, dann webt er weiter.
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
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