Am 15. Oktober war im GrenzEcho ein Beitrag zur Hungerhilfe zu lesen. Vielen fehlt es am Nötigsten - so ein kurzer Satz im Titel. Dann berichten die Autoren über Eleni Zisimatou, eine 75-jährige Athenerin. Sie erhält eine schmale Rente, doch sie mag die Augen nicht verschließen vor der noch größeren Not und Armut vieler anderer ihrer Landsleute. Die Frau erzählt: Ich habe eine kleine Rente. Aber jedes Mal, wenn ich zum Supermarkt gehe, lasse ich einen Liter Olivenöl im Korb für die Mittellosen. Solche Körbe oder Kisten stehen in den Kaufhäusern, um Spenden aufzunehmen für Bedürftige. Die Zeitung berichtet, dass die Kisten fast immer voll sind. - In dem Artikel wird auch die zunehmende Anzahl Bedürftiger in Spanien und Portugal angesprochen. Wir wissen, dass auch bei uns in Belgien die Armut immer mehr um sich greift.
Da trifft mich die Haltung der Frau aus Athen wie eine Herausforderung und rüttelt mich wach. Ja, müssen wir nicht viel mehr miteinander teilen, wenn vielen, oft auch Kindern, das tägliche Brot fehlt?
Vor fast 70 Jahren fand die Schlacht um Leningrad statt. Die deutsche Wehrmacht hatte sich zum Ziel gesetzt, die Stadt auszuhungern. Über eine Million Menschen verhungerten, erfroren und starben in den Luftangriffen. In dieser Zeit haben sich dort schreckliche Szenen abgespielt. Nachdem die Brotrationen aufgebraucht waren, aßen die hungernden Menschen buchstäblich alles. Habgierige Menschen trachteten danach, auf Kosten anderer zu überleben. Wer aber kein Egoist war, tat das nicht, er teilte den letzten Bissen. Solche Menschen retteten sich, indem sie andere retteten. Sie überlebten nur, weil jemand anders sie noch mehr brauchte als sie sich selbst.
Eine Überlebende erzählt über Auschwitz: Wenn wir überlebt haben, haben wir natürlich viel Glück gehabt, aber ohne das Teilen, das uns auch moralisch aufrichtete, hätten wir mit Sicherheit nicht überlebt. Wenn wir einen Pullover hatten, sagte die eine „nimm du ihn, du bist krank“, und die sagte „nein, nimm du ihn, du bist so viel jünger“. Der Zusammenhalt, dass wir aufeinander geschaut haben und uns aufeinander verlassen konnten, das hat uns Kraft gegeben. (Quelle: Sendung im SWR)
In der Kölner Innenstadt drückte einmal eine alte Frau einer Bettlerin ein paar Münzen in die Hand und sagte: Jeder Mensch, und wenn er noch so wenig hat, kann dem anderen mal hin und wieder was geben. Ne, da wird keiner ärmer von. Das’n Herzensbedürfnis.
Liebe Hörerinnen und Hörer! Ich wünsche uns allen einen großherzigen Tag.
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
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