„Du, ich konnte die Jana nicht von meiner Idee überzeugen!“, sagte vor einiger Zeit eine Freundin zu mir. „Die wird sich nie auf etwas Neues einlassen, die ist wirklich immer sich selber treu!“
Diese Aussage gab mir zu denken. Ist es ein Zeichen von Treue zu sich selbst, wenn man nicht bereit ist, sich auf Änderungen einzulassen?
Zunächst bedeutet Treue zu mir selbst doch, dass meine Handlungen und mein Verhalten mit meinen Werten übereinstimmen. Ich bin mir selber treu, wenn ich das, was ich glaube auch in meinem Verhalten umsetze.
Ein Mensch, der sein Fähnlein nach dem Wind richtet, der immer nur anderen nach dem Mund redet, der heute so und morgen so handelt, wird niemals als gradlinig geschätzt werden, weil er sich selber nicht treu ist.
Auf der anderen Seite denke ich aber, dass Menschen, die glauben, sich selber nur treu sein können, wenn sie unverrückbar und um jeden Preis an ihren Meinungen und Verhaltensmustern festhalten, Gefahr laufen, dass ihr Leben erstarrt. Sie sind zu für neue Ideen und Dinge, die anders sind als das Gewohnte. Treue zu sich selbst bedeutet nicht, sich zu verschließen, sondern muss Offenheit zulassen.
„Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“ so heißt der Titel eines Liedes des Liedermachers Wolf Biermann und ich denke, er meint damit:
Man kann sich nur selber wirklich treu bleiben, wenn man, in Übereinstimmung mit den eigenen Grundwerten, immer wieder auch Neues wagt, den Mut zu Veränderung hat, sich weiterentwickeln will und kann.
Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Tag.
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
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