Irmgard Paulus zum Thema: Eine alte Legende (vom Zaubersamenkorn)
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
ist es tatsächlich nicht so, dass wir meistens nur uns sehen: unser Leid, unsern Schmerz, unsern Misserfolg, unsere Sorgen? Oder wie so viele Mitmenschen sagen: warum muss mir das bloss passieren? Immer ich!
Solche Gedanken und Reflexionen bringen niemandem etwas, sie ziehen uns nur noch tiefer hinein in unsere düstere Stimmung, in unsere Unzufriedenheit, in unser Leid.
Passend dazu fand ich die Legende vom Zaubersamenkorn:
„Eine alte Frau ging, nachdem ihr Sohn gestorben war, zu einem weisen Mann und fragte ihn nach Wegen und Möglichkeiten, um ihren Sohn wieder zum Leben zu erwecken. Der weise Mann sagte ihr: „Bringe mir ein Samenkorn aus einem Haus, das niemals Leid kennen gelernt hat. Damit werden wir den Kummer aus deinem Leben vertreiben:“ Die Frau begab sich auf die Suche nach dem Zaubersamenkorn. Sie kam an ein prächtiges Haus, klopfte an die Tür und sagte :“Ich suche ein Haus, das niemals Leid erfahren hat. Ist dies der richtige Ort?“ Sie sagen zu ihr :“Da bist du in den falschen Ort gekommen“, und sie erzählten ihr all das Unglück, das sich bei ihnen ereignet hatte. Da sagte die Frau zu sich :“Wer kann wohl diesen Menschen besser helfen als ich, die ich so tief im Unglück sitze?“ Sie blieb und tröstete; dann suchte sie weiter ein Haus ohne Leid. Aber wo immer sie sich hinwandte, überall begegnete ihr Leid und Kummer. Darüber vergass sie die Suche nach dem Samenkorn, und es wurde ihr nicht bewusst, dass sie auf diese Weise tatsächlich den Schmerz aus ihrem Leben verbannt hatte.“
Liebe Hörerinnen und Hörer, in diesem Sinne Ihnen allen einen guten Tag.
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
Die dargestellten Inhalte spiegeln nicht die Meinung des BRF wider.