Vor einigen Tagen habe ich an dieser Stelle vom heiligen Vinzenz von Paul gesprochen: ein Mann der Verkündigung und der Nächstenliebe, ein Mann des Wortes und der Tat.
Heute möchte ich von einer Frau sprechen, die mich genauso fasziniert wie der hl. Vinzenz. Heute feiern wir nämlich die heilige Thérèse von Lisieux. Oft nennt man sie auch die kleine Theresia, weil sie so bescheiden und klein im Vergleich mit der hl. Teresa von Avila da steht. Aber der Schein trügt.
Mehrere Aufenthalte in Lisieux (in der Normandie) haben mir geholfen, die unscheinbare Thérèse Martin noch richtiger einzuschätzen. Seit meinem Eintritt ins Priesterseminar vor 57 Jahren hat sie einen festen Platz in meinem Leben. Gerne schaue ich zu ihr auf und fühle mich ermutigt und gestärkt, weiterzugehen und weiterzumachen trotz aller Grenzen und Mängel. Was hat die kleine Thérèse denn vor etwas mehr als 100 Jahren in Bewegung gesetzt?
Im Laufe ihres kurzen Lebens - sie starb schon mit 24 Jahren - hat Thérèse Martin Erfahrungen gemacht, wie sie junge Menschen auch heute noch machen und wahrscheinlich immer gemacht haben und machen werden. Therese stolperte über ihr Kleinsein und ihr Schwachsein. Therese meinte wie so viele Menschen, alles oder doch das Entscheidende hänge von unseren Leistungen ab. Dass Gott in Jesus als kleines Kind zur Welt gekommen ist, um uns Menschen nahe zu sein, hat sie tief beeindruckt. Gerne hat sie vor der Weihnachtskrippe gestanden und gefragt: „Jesus, was hat dich so klein gemacht?“ Sie wusste nur eine Antwort: die Liebe. Im Karmel wählt sie daher als Beinamen „vom Kinde Jesu“. Therese vom Kinde Jesu war dann ihr Name als Karmelitin. Sie wollte immer mehr wie ein Kind sein, das sich voll Vertrauen beim Vatergott geborgen weiß. Ihr unerschütterliches Vertrauen in Gott ließ sie ihre Schwachheiten und Unvollkommenheiten und gleichfalls die ihrer Mitschwestern annehmen. - Liebe Hörer! Ich bin fest davon überzeugt, dass Therese von Lisieux uns allen einen Weg gezeigt hat, der uns in jedem Lebensalter und in allen Lebenslagen Gelassenheit und inneren Frieden zu schenken vermag.
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
Die dargestellten Inhalte spiegeln nicht die Meinung des BRF wider.