Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
jedes Jahr im Sommer findet in Südbelgien - genauer gesagt in Libramont - eine 4tägige Forst- und Landwirtschaftsmesse statt. Sie ist die größte ihrer Art in unserm Land, und dieses Mal stand die Rolle des Baumes im Mittelpunkt. Der Baum wurde auf dem Gelände der Messe, die jährlich eine Viertelmillion Besucher anzieht als Motor der Wirtschaft sowie als Inspiration für Forschung und Wissenschaft beworben.
Aber es gibt auch einen ganz anderen Aspekt: denken wir an den Baum, so verbinden wir ihn seit Menschengedenken mit dem Geheimnis des Lebens.
Franz Kett hat es folgendermaßen ausgedrückt: „Der Baum ist Symbol für Wachstum, Ausdauer, Lebensdauer, Hoffnung, Schutz und Geborgenheit. In ihm drückt sich Kraft. Stärke und Schönheit aus. Er bietet Mensch und Tier Schatten, Ruheplatz, Wohnung und Nahrung. Der Mensch ist dem Baum in vielem ähnlich. Wie dieser ist er niemals endgültig fertig. Er wächst und reift. Er ist an die Erde gebunden. Der Baum kann älter werden als jeder Mensch, und wenn er reden könnte, hätte er sicherlich viel zu erzählen. Jedes Jahr wiederholt sich das Naturschauspiel vom Aufkeimen der
Blätter im Frühjahr und dem Fallen der Blätter im Herbst. Der Baum zeigt uns: Wenn seine Blätter fallen, warten schon neue Knospen. Es fällt nichts, ohne dass etwas Neues wird. Nicht „Festhalten“ verhilft ins Leben, sondern „Loslassen“. Auch wir möchten Liebgewordenes oft behalten. Aber wir müssen es hergeben - freigeben. Das schmerzt manchmal!
Liebe Hörerinnen und Hörer, nicht „festhalten“ sondern „loslassen“ - das ist der große Schritt, den wir so oft in unserm Leben tun müssen: es fängt an bei der Geburt eines Kindes, zieht sich durchs ganze Leben und endet mit dem Tod...
Wenn wir das begreifen und akzeptieren - was aber gar nicht leicht ist - dann gelingt unser Leben.
Ihnen allen wünsche ich einen guten Tag.
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
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