Liebe Hörerinnen und Hörer,
Jahrelang war ich ein Computermuffel, so nach dem Motto: „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.“ Als Lehrerin habe ich das mit der Begründung verteidigt: „zuerst sollen Kinder einmal lernen, richtig zu lesen, schreiben, rechnen und vor allen Dingen kreativ zu sein, bevor man das alles mit einem Computer macht.
Als dann meine Schwiegermutter mit 66 Jahren den dritten Computerkursus belegte und abends fröhlich mit ihren Enkelkindern durch die Weltgeschichte skypte, wurde es auch für mich Zeit, mich an die Materie heranzuwagen. Hätte ich mich getraut, wenn ich gewusst hätte, wie viele Emotionen so eine Maschine in mir wecken kann? Von der Verzweiflung, wenn ich einmal mehr etwas Wichtiges gelöscht hatte, über die Hilflosigkeit, den Stress, die Freude bis hin zum Stolz war die ganze Gefühlspalette dabei. (Meinem Computerlehrer gilt an dieser Stelle mein innigster Dank für seine Engelsgeduld).
Mittlerweile ist es so weit: ich habe ein eigenes Laptop domptiert. Ich füttere es mit Informationen und es gehorcht mir - jedenfalls meistens. Und schon komme ich wieder zu meinen Anfangsüberlegungen zurück: Lernen und kreativ sein: mit oder ohne Computer? Folglich ziehe ich Experten zu Rate. Manfred Spitzer warnt vor digitaler Demenz. Steven Johnson lobt die neue Intelligenz.
Wie schwarz und weiß gehen ihre Meinungen auseinander. Wem soll ich nun glauben? Und wenn die Antwort , wie so oft im Leben, nicht schwarz oder weiß ist, sondern grau. Dann muss ich mir einen Mittelweg suchen. Ich muss abwägen, was gut am Computer ist und, welche allgemeinen Faszinationen ich nicht teile. Und dabei ist ganz klar: egal wie allgegenwärtig der Computer in unserem aktuellen Leben geworden ist, so bleibt er doch nur eine Maschine, ein Mittel zum Zweck. Was mir wirklich wichtig im Umgang mit Computer ist, sind wie im realen Leben Beziehung: Menschen, die via Skype miteinander reden, Menschen, die über Email Kontakte pflegen, Menschen, die gemeinsam kreative Programme nutzen, um Projekte zu realisieren, und vieles mehr. Ich bin also auch bei der Computernutzung ein Beziehungsfan.
Aber sicher haben sie sich zu alldem schon ihre eigenen Gedanken gemacht, meine lieben Hörerinnen und Hörer. Dann wünsche ich Ihnen, falls sie Computermuffel sind, den Mut das Positive an Computern zu sehen. Und falls Sie ein Profi-Computerdresseur sind, wünsche ich Ihnen, dass sie mit ihren Kenntnissen, die Beziehungen zu ihren Mitmenschen via Computer stärken.
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