Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer!
Bescheidenheit ist eine Zier - das lehrt uns auch folgende kleine Geschichte aus Guinea:
Es lebten einmal zwei Blinde, Demba und Fode, im gleichen Dorf. Jeden Freitag, wenn nötig auch häufiger, verließen sie ihre Hütten, Stöcke in den Händen und Lederbeutel auf dem Rücken, um in den umliegenden Krals zu betteln. Die Leute waren meistens sehr freigebig, denn die beiden Blinden sagten nie ein böses Wort, selbst dann nicht, wenn sie ohne Gnade davongejagt wurden. Eines Tages stolperte Demba über etwas, das am Boden lag. Er bückte sich und hob es auf. Es war eine kleine Pfeife, die wohl ein Kind verloren hatte. Aber es war keine gewöhnliche Pfeife, mit der man Musik machen konnte, sondern eine Wunderpfeife, die der große Geist der Sippe für sie hier auf den Weg gelegt hatte.
Demba führte die Pfeife zum Mund und begann zu spielen. Und als er ihr die ersten Töne entlockte, fiel es wie Schuppen von seinen Augen. Er konnte wieder sehen!
„Gott ist groß!“ rief er. „Er hat mir das Augenlicht zurückgegeben.“ Und er reichte die Wunderpfeife an seinen Kollegen weiter. Auch der begann wieder zu sehen, als er zu spielen anfing.
Dann kehrten die blinden Männer in ihr Dorf zurück. Die Leute waren außer sich vor Freude und feierten ein großes Fest; sie feierten so lange, bis Fode die Augen weh taten. Er war das Licht nicht gewohnt. Da griff er zur Pfeife, weil er hoffte, so seine wunden Augen wieder heil zu machen. Aber es kam anders. Als er die Pfeife wieder spielte, wurde er schlagartig wieder blind. Er ließ sich aber nichts anmerken, sondern sagte zu seinem Kollegen: „Spiel doch nochmals die Pfeife, damit auch du mich besser siehst!“ - Dieser aber lehnte ab: „Ich bin zufrieden mit dem, was ich sehe. Danke! Es macht mir nichts aus, nicht ganz so gut zu sehen wie jene, die nie blind waren.“
Bescheidenheit - so endet die Geschichte - ist etwas, das sich immer auszahlt!
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
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