Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer
Neulich sah ich einen Fernsehfilm, in dem eine Frau einen Gefängniswärter mit erbittertem Hass verfolgte, weil er sie zu DDR-Zeiten, als sie wegen geplanter Republikflucht eingesperrt war, misshandelt hatte. Obwohl die Tat inzwischen längst verjährt war, meinte sie, er müsse noch bestraft werden.
Wer sich so verhält übersieht dabei, dass er am meisten sich selbst bestraft, wenn er nicht verzeihen kann. Wer die Gedanken an erlittenes Unrecht wach hält, kann auch nicht den Schmerz vergessen. Immer wieder dreht er das Messer in der offenen Wunde um.
Der Hl. Vinzenz von Paul meint: „Die empfangene Ungerechtigkeit zu verzeihen, bedeutet sich selbst die Wunde seines Herzens zu heilen.“ Und ein chinesisches Sprichwort sagt: „Verzeihen ist keine Narrheit, denn nur ein Narr kann nicht verzeihen.“
Viele Menschen glauben, Verzeihen sei ein Zeichen von Schwäche. Tatsächlich erfordert es eine ganze Menge Kraft und Stärke, bereit zu sein, abzuschließen mit erlittenem Unrecht.“
Die bekannte Lyrikerin Elli Michler sagt dazu: „Bedenke, dass es derselben Bewegung bedarf, sich zu bücken, um einen Stein aufzuheben, der gegen den Feind gerichtet werden soll, oder um eine Blume zu pflücken, die die Versöhnung mit ihm vielleicht zu vermitteln vermag!“
Wenn wir Verletzungen manchmal jahrelang mit uns herumtragen, ist es oft hilfreich, sich die Angelegenheit einmal von der Seele zu schreiben. Man kann einen Brief verfassen und an die betreffende Person adressieren, dann aber nicht abschicken, sondern vernichten. Probieren Sie es aus, liebe Hörerinnen und Hörer, falls sie von einem Mitmenschen gekränkt und verletzt wurden. Meist werden Sie sich danach befreit und geheilt fühlen.
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
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