Liebe Hörerinnen und Hörer,
Es gibt eine unheilvolle Geschäftigkeit, wie die Geschichte vom Terminkalender erzählt:
Es war einmal ein Terminkalender. Der fühlte sich so leer: "Mein Dasein ist so unausgefüllt!"
klagte und trauerte er. Es fehlte ihm der Speck von Terminen auf den Rippen, der Wochen-,
ja sogar der Sonntag. Da kam ein frommer, fleissiger Mann des Weges, erfüllt von der Sorge
und vom Engagement für die Armen und Unterernährten. Er sah den abgemagerter Termin-
kalender - und erbarmte sich seiner. Er fütterte ihn mit Tagungen, Sitzungen, Vorträgen,
Diskussionsrunden, Abpsrachen, Unterrichtsstunden und Abendsitzungen. So wurde der
abgemagerte Terminkalender voller und dicker - und gefrässiger! Immer mehr wollte er,
immer mehr. Er frass und frass - und frass am Ende den fleissigen Mann. Der auf diese
grausamen Weise Verblichene wurde an einem nicht geplanten Termin beigesetzt - und wartet
nun auf seinen "letzten Termin".
Ja, die Arbeit nimmt uns manchmal in den Würgegriff, raubt uns die Lebensfreude, so dass wir
fragen: Ist das noch ein Leben?
Dann meldet sich die Sehnsucht der Marie im Evangelium vom morgigen Sonntag: Marta und
Maria. Während die eine immer arbeitet, lebt die andere eine innere Ruhe und hat das Gespür:
Wenn Jesus da ist, dann ist etwas anderes wichtiger als "schaffen, schaffen".
Maria und Marta wie die zwei Seiten in einem Leben. Ich muss zugeben, dass Marta die grössere Versuchung verkörpert. Wohm darum lobt Jesus Maria. Ich könnte mir genauso vorstellen, dass es Situationen gibt, in denen er Marta loben würde, wenn es heisst: zupacken.
Wir tragen sogar die Seite von Maria wie die von Marta in uns. So könnte in dieser Geschichte die Botschaft stecken, dass wir auf beiden Seiten in uns achten: auf das Tun, das Arbeiten - und auf das Hören, die Ruhe. Hier wird nicht das Tun, das Handeln verurteilt. Vielmehr bin ich eingeladen darauf zu achten, was wann wichtig bzw. notwendig ist zu tun.
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
Die dargestellten Inhalte spiegeln nicht die Meinung des BRF wider.