Liebe Hörerinnen, liebe Hörer! In unseren Tagen wird kaum über das letzte Gericht am Ende des Lebens gesprochen. Das war einmal anders. Wir betonen jetzt mehr die Bedeutung des jeweiligen Tages, ja des Augenblicks. Wir sind jedoch keine Eintagsmenschen, sondern reihen Tag an Tag und gestalten und erleben eine Lebenszeit. Wir sind ein Leben lang dabei, eine Lebensgeschichte zu stricken. Eines Tages ist sie zu Ende. Das ist die Stunde unseres Todes. Dann werden unsere Angehörigen und Bekannten Bilanz ziehen und sagen: Er oder sie war ein solcher oder ein solcher Mensch.
Was die anderen dann als Zusammenfassung oder Bilanz festhalten, ist nicht so wichtig. Aber sollten wir uns nicht selbst sagen: Eines Tages werde ich vor Gott stehen. Wie werde ich dastehen? Was werde ich ihm sagen und was könnte er mir sagen?
Mir scheint folgender Text eines französischen Priesters bedenkenswert und ermutigend.
"Ich glaube, ja, ich glaube, mein Gott,
dass ich eines Tages, an deinem Tag, zu dir kommen werde
mit meinen wankenden Schritten, all meine Tränen in den Händen
und mit diesem wunderbaren Herzen, das du uns Menschen gegeben hast,
mit diesem Herzen, das unsere Möglichkeiten überschreitet,
weil es für dich geschaffen ist…
Eines Tages komme ich,
und du wirst auf meinem Gesicht alle Not, alle Kämpfe,
alles Scheitern auf dem Weg meiner Freiheit erkennen.
Meine ganze Sünde wirst du dann erkennen.
Aber ich weiß, mein Gott, dass die Sünde nicht so wichtig ist, wenn man vor dir steht.
Denn nur vor den Menschen wird man gedemütigt.
Aber vor dir ist es wunderbar, sich so armselig zu wissen,
weil man so geliebt wird.
Ich werde zu dir kommen, mein Gott, und du wirst mir dein Gesicht zeigen.
Ich werde zu dir kommen, und ich werde dir mit lauter Stimme
die Wahrheit über das Leben auf Erden hinausschreien.
Ich werde einen Schrei tun,
der aus der Weite und der Tiefe der Zeiten kommt:
Vater! Ich habe versucht, ein Mensch zu sein,
und ich bin dein Kind."
Autor: Jacques Leclercq
Liebe Hörerin, lieber Hörer! Das Leben ist ein Geschenk und eine Aufgabe. Das Gute muss getan werden. Gott schenkt uns Hände zum Anpacken. Schmutzige Hände sind das Zeichen und der Beweis, dass wir die Hände nicht im Schoß versteckt haben. So könnte Gott sagen: "Es ist gut. Du gibst mir deine Hände gebraucht zurück."
"Wort in den Tag" wird von einer Gruppe ehrenamtlicher Autoren erstellt.
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