Guten Morgen, liebe Hörerin, lieber Hörer! Alles Menschliche, alles, was Menschen widerfahren kann, alle menschlichen Erfahrungen von Glück und Unglück gehen uns Christen an. Dass Gott selbst so denkt und handelt, erzählt uns die Heilige Schrift, wenn sie berichtet, Gott habe zu Mose gesagt: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen; ich kenne seine Leiden. Darum bin ich herabgestiegen, um es zu befreien (vgl. Ex 3,7-8). In der Tat - so könnte man es ausdrücken - zeigt sich Gott solidarisch mit seinem Volk und er befreit es. Er schließt dann einen Bund mit ihm und erwartet, dass das Zusammenleben des befreiten Volkes von Solidarität, von Mitmenschlichkeit geprägt sein wird. So zeigen die Juden Gott ihre Dankbarkeit und Liebe. Man kann Gott nicht lieben, wenn man seinen Bruder oder seine Schwester hasst. Diese Melodie durchzieht auch das ganze Neue Testament. Jesus selbst hat seinen Vater geliebt und uns, seine Brüder und Schwestern. Er traut uns zu, dass wir einander lieben, wie er uns geliebt hat.
Verbundenheit, Solidarität und Dienstbereitschaft, also Nächstenliebe auf allen Ebenen sind die Berufung des Christen. Man kann sich nicht auf Christus berufen, wenn man die Freundschaft mit den Armen und die Solidarität unter den Menschen und Völkern nicht pflegt. Ich bin erstaunt und glücklich festzustellen, dass viele Christen in unserem Bistum diese Liebe zu den Armen so tatkräftig beherzigen. In einer Lütticher Schule waren die Schüler fast etwas sprachlos angesichts so vielfältiger und zahlreicher Initiativen innerhalb und außerhalb der Pfarren. Da wird schon deutlich, dass Christsein keine reine Privatsache ist. Christen sind sozial engagiert unter vielerlei Formen. Manche übernehmen auch Verantwortung im gesellschaftlichen Bereich. Persönlich finde ich, dass das politische Engagement noch gefördert werden sollte. Politik ist ja nicht nur zum Kritisieren da, sondern zum Anpacken. Eine menschlichere und gerechtere Welt fällt nicht vom Himmel.