In einem Fernsehinterview wurden mir einmal mehrere Hauptsünden zur Einstufung vorgelegt. Ich habe die Habsucht an die erste Stelle platziert, weil ich davon überzeugt bin, dass die Habgier viel Böses und Unheil unter den Menschen hervorgerufen hat und noch immer verursacht.
Das Evangelium spricht ausdrücklich von Geld und Reichtum. Sie können zu einer Macht werden, an die wir unsere Seele und somit unser Lebensglück verlieren. Das gilt sowohl für Einzelpersonen als auch für Länder und Völker. Ist die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise nicht ein beredter Beleg für diese Befürchtung? Das Evangelium lädt uns zu Einfachheit und Maßhalten ein. Mir ist seit der Wahl von Papst Franziskus aufgefallen, dass und wie sehr einfache Worte und Gesten uns Menschen ansprechen und zutiefst berühren. Es ist, als würden wir spüren: in der Einfachheit liegt die Quelle einer tiefen Lebensfreude und eines echten Glücksgefühls. Wenn der Papst zur Achtung der Schöpfung einlädt, wie sie der heilige Franziskus praktiziert hat, will er uns wieder fähig machen, auch die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen und zu genießen.
Die Brücke zwischen Einfachheit und Mäßigung einerseits und Solidarität mit den Armen andererseits ist dann schnell geschlagen. Gerade den Armen wollte Jesus die Frohe Botschaft verkünden. Gerade den Armen soll die Kirche das Evangelium, also Jesus Christus anbieten und sie das Beglückende und Befreiende am Evangelium entdecken lassen. Diesem Auftrag kommt sie nach, wenn sie durch Wort und vor allem Tat diese unsere Brüder und Schwestern erfahren lässt, dass Gott auf ihrer Seite steht.
Und alle - reich und arm - sollen dann offen werden für das Angebot der Liebe Gottes. Dies vermögen wir, wenn wir ein kindliches Herz haben, wenn wir empfänglich sind für das Geschenk einer Liebe, wie nur Gott sie geben kann - ohne Wenn und Aber, ohne Vorbedingung, einfach so.
Ja, liebe Hörerinnen und Hörer, den einfachen Herzen, denen, die sich nicht an irdischem Reichtum festklammern, verheißt Jesus eine tiefe Freude und Freiheit, die niemand und nichts uns nehmen kann. Christen haben in der Welt von heute eine nicht zu unterschätzende Botschaft zu bezeugen, in Wort und Tat, durch einen einfachen und wahrhaftigen Lebensstil.
Wort in den Tag
Aloys Jousten zum Thema: In Freude und Einfachheit