Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Es war einmal ein kleines schwarzes Schaf. Alle anderen Schafe in der Herde waren weiß. Sie machten sich über das kleine Schwarze lustig. Sie sagten „Schwarzer Peter“ zu ihm und freuten sich, wenn sie das kleine Schwarze ärgern konnten. Ein großes, weißes Schaft trieb es besonders schlimm und was der Leithammel tat, das taten die andern auch. Das kleine Schwarze war traurig, denn es wollte auch sein wie die anderen. Manchmal lief es davon und versteckte sich. Aber dann kam es doch wieder zurück. Allein bleiben konnte es nicht.
Eines Tages sagte der Leithammel zu den anderen: „Ich mache eine Reise. Ich will einmal andere Länder sehen, um euch dann zu erzählen, was ich erlebt habe.“
Er zog weit weg. Wenn er zu einer fremden Schafherde kam, stellte er sich vor die anderen Schafe hin und sagte: „Bei uns zu Haus hören alle auf mich.“ Einmal kam er zu einer Herde, da waren alle Schafe schwarz. Als er das sah, schüttelte er sich vor Lachen. Aber die Herde glotzte ihn ganz komisch an. Ein schwarzes Schaf kam auf ihn zu, das war größer und stärker als er. Und es sagte: „Habt ihr schon einmal so etwas Komisches gesehen? Dir werden wir das Fell über die Ohren ziehen! Dann können wir sehen, ob du darunter eine anständige Farbe hast!“ Die ganze Herde lachte ihn aus. Da bekam der Leithammel Angst und rannte weg.
Zuletzt kam er zu einer Herde mit schwarzen und weißen Schafen, roten und bunten. So etwas hatte er noch nie gesehen. Die anderen fragten: „Woher kommst du?“ „Ach, nur so über den Berg“, antwortete er. Ein schwarzes Schaf kam auf ihn zu. Da wollte er wieder wegrennen. Aber es sagte: „Komm doch her! Hast du Angst vor uns? Du kannst bei uns bleiben, wenn du willst. Bei uns kann jeder bleiben.“
Nach ein paar Tagen wollte er wieder zurück zu seiner eigenen Herde. Zum Abschied sagte er: „Ihr seid die schönste Herde auf der Welt. Dass es auch rote Schafe gibt und bunte, habe ich nicht gewusst. Aber ein schwarzes haben wir bei uns daheim auch.(1)“
Ich wünsche allen einen schönen Tag!
Quelle: (1) Willi Hoffsümmer, Kurzgeschichten 8, S. 121-122