Wort in den Tag

In vielen Berufsgruppen, liebe Hörerinnen und Hörer, ist das Wort Überforderung an der Tagesordnung. Viele Menschen werden regelrecht überfordert. Und das nicht nur durch die Arbeitsleistungen, die von ihnen erwartet werden, sondern auch durch Enttäuschungen, Scheitern oder Leiden. Unser christlicher Glaube kann uns da eine Lebenshilfe sein.
Der Glaube lässt mich einsehen, dass ich nicht alles leisten kann und muss, dass nicht alles von mir abhängt, dass ich nicht alles im Griff habe. Mir das eingestehen vermag ich nur, wenn ich mein Leben, ja mich selbst als eine Gabe, ein Geschenk betrachte, über das ich immer neu staunen darf.
Da fällt mir Sandra wieder ein, die mit ihren 12 Jahren uns Erwachsenen trotz ihres Gehirntumors, eigentlich gerade dadurch eine Lehrmeisterin in Gelassenheit war. Sie sagte: Ich freue mich über jeden Tag, den ich noch leben darf.
Für Erwachsene kann das bedeuten: Ich habe mich nicht selbst gemacht. Der Sinn meines Lebens hängt nicht von meinen Leistungen ab. Das Leben wird mir jeden Tag geschenkt, damit ich es in die Hand nehme und verantwortlich damit umgehe. So drücke ich dann meine Dankbarkeit aus.
Wenn Jesus sagt, er bringe den Gefangenen die Freiheit, kann er genau das meinen. Lass dich von Gott beschenken, nimm seine Liebe an, gesteh dir deine Armut ein. Du bist von Gott geliebt. Du bist wertvoll in den Augen Gottes. Das ist dein größter Reichtum. Damit wird dir eine große Befreiung von dir selbst zuteil. Ein Franziskus von Assisi oder eine kleine Theresia von Lisieux waren von dieser Freiheit durchdrungen. Das hat sie zu großen Menschen gemacht. Wir schauen zu ihnen auf; sie erdrücken uns nicht. Im Gegenteil. Oder Clara von Assisi, die noch auf ihrem Sterbebett sagt: Ich preise Gott, dass er mich geschaffen hat.
Wenn wir uns selbst mit solch positiven Augen betrachten, werden wir fähig, dankbar zu sein für die Menschen um uns herum, dankbar für Gott, dem wir so viel bedeuten.
Daher mein Wunsch: Versuchen wir heute dankbar und frei zu sein!