Liebe Hörerin, lieber Hörer!
In der Stadt Lüttich begegne ich jeden Tag Männern (und Frauen), die keinen bleibenden Wohnsitz haben, sans domicile fixe, sagt man dazu auf Französisch. Wir nennen sie Obdachlose.
Diese Menschen kennen also kein festes Zuhause, keine richtige Wohnung. Ich bin von jeher ein Mensch gewesen, der ein Zuhause hatte, vom Elternhaus über das Priesterseminar bis zu den verschiedenen Häusern, in denen ich bis heute wohne. Obdachlos sein ist für mich ganz einfach unvorstellbar. Meine Sorge geht eher in die andere Richtung. Ich wünsche mir eine gemütliche Wohnung, ein echtes, gutes Obdach, in dem ich mich wohlfühle, das mir Geborgenheit schenkt. Besonders im deutschsprachigen Raum spielt die Wohnung eine verhältnismäßig wichtige Rolle. In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bin ich mehrmals mit anderen größeren Schülern der BS nach Deutschland ins Baulager gefahren. Die Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten, die Heimatlosen, mussten untergebracht werden, brauchten eine bleibende neue Unterkunft. So haben wir damals zum Bau von Eigenheimen das unseren Kräften Entsprechende beigetragen.
Wir Menschen brauchen ein Daheim, in dem uns am Anfang unseres Lebens die Geborgenheit von Mutter und Vater geschenkt wird. Das Haus aus Stein ist nur eine Voraussetzung dafür. „Alles Suchen der Menschen, wo sie wohnen können, ist im Grunde ein Suchen, wo wir Geborgenheit finden, Sicherheit, Vertrauen, Wärme, mit einem Wort: Liebe. Sie ist der wichtigste Maßstab für die Qualität des Wohnens.“ Das steht auf einer Impulskarte von ‚Bund ohne Namen‘ (Nr.222) zu lesen. Ich bin von der Richtigkeit dieser Sätze fest überzeugt. Deshalb ist mir auch daran gelegen, dass die Priester über eine Wohnung verfügen, die ihnen ein solches Gefühl der Geborgenheit vermitteln kann. Wir müssen gerne nach Hause gehen, in unsere Wohnung heimkehren wollen; denn eine Wohnung mit Geborgenheit ist für jeden zum Leben unentbehrlich.