Zwei Nachbarinnen pflanzten in ihren Vorgärten Rosen. Sie hegten und pflegten sie beide und hatten ihre Freude an der Blütenpracht einen ganzen Sommer lang. Dann kam der Herbst. Von den hohen Bäumen im Garten fiel das Laub. Die Rosenstöcke trugen noch letzte Büten.
„Ich, meine schönen Rosen, werdet ja ganz schmutzig von all dem alten Laub“, sprach die einen. Und sie fegte jeden Tag die Blätter zusammen und trug sie fort. So war ihr Vorgarten Blitzsauber, bis der erste Schnee fiel
Die andere aber schien sich gar nicht zu kümmern. Sie ließ das Laub liegen, sah nur hin und wieder zu den Blüten und sagte: „Bis zum nächsten Sommer, meine Rosen.“
Es wurde Winter. Dicke Flocken fielen auf die Erde. „Der Schnee ist kalt!“ klagte die eine Frau wieder. „Meine Rosen werden frieren.“ Und sie machte sich daran, den Schnee wegzufegen. Jeden Tag hatte sie viel zu tun. Über ihre Nachbarin wunderte sie sich sehr, die ihre Blumen dem kalten Schnee schutzlos auslieferte.
Doch dann kam das Frühjahr. Jeden Tag lief sie nach draußen, um nach den ersten Knospen zu sehen, doch die Zweige waren braun und zeigten kein Leben. Auch die Nachbarin kam wieder zu ihrem Rosenbeet. Sie befreite die noch kahlen Zweige vom alten Laub, hackte und beschnitt sie. Bald zeigten sich dort die ersten grünen Spitzen. Die Rosen der einen blieben aber kahl. Ihnen hatte der strenge Forst des Winters geschadet. Warum auch hatte sie den wärmenden Blätter und den wärmenden Schnee weggeräumt?
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Oftmals meinen wir genau zu wissen, was das richtige ist. Was in Ordnung ist und was nicht, was zu einem guten Leben gehört oder nicht.
So kann uns Gott Dinge schicken und senden, die wir selber nicht auswählen würden, die wir vielleicht zunächst nicht in Ordnung finden.
Aber letzten Endes sind es die Dingen, die uns beschützen und helfen, dass wir erblühen können.
Es kommt darauf an, ob wir dem Gärtner vertrauen, ob er es weiß und kann.
Lassen Sie uns Gott vertrauen, dass er das Beste für uns meint.
Und so wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.
Wort in den Tag
Martin Schuler zum Thema: Raue oder falsche Pflege