Guten Morgen, meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer
Lucy war Barmädchen. Schon seit Wochen hatte sie sich beim Patron die Erlaubnis ausbedungen, am Heiligen Abend in die Christmette gehen zu dürfen. So hatte sie es seit der Schulentlassung immer gehalten. Der Funke des religiösen Lebens aus dem Elternhaus war nie ganz erloschen.
Tschau, sagte Lucy zu ihren Kolleginnen, als sie die Bar um 23 Uhr verließ. Tschau Lucy, riefen ihr die Kolleginnen nach.
Lucy brachte das Lächeln der Liebe Gottes aus der Christmette zurück in die Bar. Gleich wollte sie sich wieder an die Arbeit machen. Aber es wurde im Office ganz still, und alle Blicke richteten sich auf Lucy.
Ich wollte mich an die Arbeit machen, erzählte Lucy. Da fragte ein Mädchen: „Sag, hast du kommuniziert?“ „Ja.“ „Also hast du den lieben Gott in deinem Herzen?“ „Gewiß.“ „So küss mich. Willst du?“ Ich küsste sie. Und die anderen riefen: „Und ich? Mich auch!“
Ich musste sie alle küssen...Nie habe ich so reine Küsse gegeben, gelöst von allem menschlichen Fühlen. Nie sind auch Küsse so ehrfurchtsvoll, so fromm möchte ich sagen, empfangen worden wie jene.
Ich wünsche ihnen einen schönen Tag.