Liebe Hörerinnen und Hörer,
Frau Schneider sitzt beim Frühstück und ihr Blick fällt auf das Datum der Zeitung. „Heute ist ja der sechste Dezember. Hoffentlich ist mein Geschenk für Lisa rechtzeitig angekommen!“, denkt sie.
„Aber jetzt muss ich mich sputen, damit ich meine Einkäufe erledigt bekomme.“
Sie macht sich auf den Weg zum Supermarkt. Dabei kommt sie an dem Haus von Ännchen, einer älteren Dame, vorbei. Sie stutzt und denkt, dass sie einmal kurz hinaufgehen sollte. „Viel Zeit habe ich eigentlich nicht,“murmelt sie vor sich hin.
Sie schellt kurzentschlossen. Als ihr die Tür geöffnet wird, geht sie schnell die Treppe hinauf.
Frau Schneider bemerkt sofort, dass es der älteren Dame gar nicht gut geht. Sie setzt sich zu ihr hin und hört ihr geduldig zu, als diese ihr ihr Leid klagt. Ännchen erhält viel Zuspruch und fühlt sich bald etwas besser, da sich endlich jemand für sie Zeit nimmt und ihr zuhört.
Nach einer Weile verabschiedet sich Frau Schneider mit dem Versprechen, bald einmal wieder zu Besuch zu kommen. Sie eilt die Treppe hinunter, da ihr die Zeit im Nacken sitzt.
Sie will gerade den Supermarkt betreten, da kommt ihr ihre Nachbarin entgegen, eine junge Frau, die hoch schwanger ist. Sie sieht, dass ihr die Tränen über die Wangen laufen.
„Da ist jemand in Not. Darum muss ich mich jetzt sofort kümmern“, kommt Frau Schneider in den Sinn.
Sie geht auf die junge Frau zu, spricht sie an:“Kann ich was für Sie tun? Kommen Sie, wir gehen zu mir nach Hause, Da mache ich Ihnen erst einmal eine Tasse Kakao.“ Sie hakt sich bei der jungen Frau unter und führt sie behutsam in ihr Zuhause.
Mit viel Einfühlungsvermögen versucht sie das Vertrauen der jungen Frau zu gewinnen. Nach einer Zeit gelingt ihr das und Sarah, so heißt die junge Frau, schüttet ihr Herz aus, lässt allen Kummer aus sich heraus. Frau Schneider erfährt, dass sich der Vater des Kindes abgesetzt hat und niemand da ist, der sich um die werdende Mutter kümmern kann. Es ist mittlerweile schon sehr viel Zeit vergangen und Sarah macht sich getröstet auf den Heimweg.
Frau Schneider ist nicht mehr zum Einkaufen gekommen. Dazu hatte sie keine Zeit. Diese hat sie heute, am Tag des hl. Nikolaus, verschenkt.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und jemanden, der Ihnen Zeit schenkt.