Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
heute möchte ich Ihnen vom beschädigten Jesuskind berichten,
nach einer Erzählung von der Rundfunkpastorin Andrea Schneider.
Weihnachtsmarkt - in vielen Städten d i e Attraktion der Adventszeit.
Geschenke- und Würstchenbuden, Karussell- und Drehorgelmusik.
Auf dem Oldenburger Weihnachtsmarkt gibt es seit einigen Jahren etwas Besonderes: eine Bude mit einer großen Weihnachtskrippe. Die Schausteller die diese Idee hatten, meinten: „Weihnachten ist zwar unser Geschäft, aber doch auch mehr als das. Eine Krippe gehört einfach dazu.“ Ein bisschen ruhiger ist es bei der Bude mit der Krippe - eine Gelegenheit für Marktbesucher, ein wenig innezuhalten.
Aber in einem Jahr gab es ein Problem: Das Kind in der Krippe war kaputt.
Durchgebrochen. Frostschaden. Ein kaputtes Jesuskind in einer teuren Krippe?
Den Schaustellern war das unangenehm. Sie wollten es schnell reparieren lassen und ihre Krippe wieder in Ordnung haben.
Das kann ich verstehen. Das ist doch die Sehnsucht: Zu Weihnachten soll alles heil sein. Im Haus. In der Familie. In uns selbst. Manch ein Riss soll da schnell gekittet werden. Aber was ist, wenn das nicht geht? Wenn die Risse umso weiter klaffen? Als ich das geschädigte Porzellankind in der Krippe sah, dachte ich daran, wie viele Menschenkinder jedes Jahr beschädigt werden, wie viele geliebte Kinder brutal aus dem Leben gerissen werden, durch Vernachlässigung, Hungersnot, Unfall oder Krankheit.
Ein Riss geht durch die heile Weihnachtswelt manch einer Familie und dieser lässt sich nicht mal eben so kitten.
Vor Weihnachten wird es besonders schwer für die verwaisten Eltern. Wenn die anderen Familien fröhlich tummeln zwischen Buden und Karussell…
Das Beschädigte Jesuskind in der Weihnachtsmarktkrippe erinnert mich:
Gott kommt zu uns als verletzliches Kind.
Er weiß, wie Kinder leiden können.
Er weiß, wie weh Risse tun.
Und er weint mit.
Er kommt mitten hinein in den bunten, lauten Adventstrubel.
Ganz still.
Und tröstet.