Noch ist es Herbst. Die letzten Blätter fallen von den Bäumen. Für depressiv veranlagte Menschen ist der Herbst eine bedrückende Zeit, die sie melancholisch stimmt.
Ein kahler Baum hat seine Schönheit verloren, die ihm die grünenden Blätter im Frühjahr und im Sommer schenken und die ihm noch schöner zu Gesicht steht, wenn im Herbst die reiche Palette des Gelb und Braun und Rot der Blätter ihn ziert. Wer sich in den herbstlichen Farben spiegelt, kann darin den bunten Zauber seines eigenen Lebens erkennen und darüber staunen. Da kann in mir, in jedem von uns die stille Freude aufkommen über all das, was in mir, in jedem gewachsen ist. Anselm Grün schreibt: „Es ist eine zarte, kaum wahrnehmbare Freude, die der Herbst in mir weckt, nicht mehr die laute Freude des Sommers. Aber diese stille Freude kann mir niemand nehmen. Sie wird überwintern. Sie wird durchtragen, wenn es in mir und um mich herum kalt wird.“
Liebe Hörerin, lieber Hörer! Der Herbst ist ein beliebtes Thema bei den Dichtern. Vielleicht kennen Sie das Gedicht „Herbstbild“ von Friedrich Hebbel.
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Der Dichter drückt hier sehr schön aus, was der Herbst in einem Menschenleben erkennen lässt. Hebbel spricht von den schönsten Früchten und vom milden Strahl der Sonne. Mich lässt das an die Liebe Gottes denken, die uns mit ihrem milden Strahl erwärmt und das Schönste und Beste in uns zum Reifen bringt. Gottes guter Geist will in uns Früchte hervorbringen. Paulus zählt sie auf: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte. Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (vgl. Gal 5,22f). Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Bewundern und Bestaunen Ihrer Ernte!
Wort in den Tag
Aloys Jousten zum Thema : Fallende Blätter