Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer!
An diesem Wochenende ziehen wieder vielerorten die Martinszüge durch Städte und Dörfer. Der Heilige Martin von Tours war in der lateinischen Kirche der erste, der den Grad der Heiligkeit nicht durch einen heldenhaften Tod als Märtyrer, sondern durch sein heroisches Leben erreichte.
Eines Tages, mitten im Winter, der derart hart war, dass viele Menschen der strengen Kälte zum Opfer fielen, begegnete Martin am Stadttor von Amiens einem armen, unbekleideten Mann. Außer seinem Militärmantel hatte er nichts bei sich. Deshalb fasste er sein Schwert, teilte den Mantel in der Mitte entzwei und gab die eine Hälfte dem Armen, mit der anderen Hälfte bekleidete er sich.
In der Nacht, die auf die Mantelteilung folgte, erschien Martin im Traum Jesus Christus, bekleidet mit Martins halbem Militärmantel. Soweit die Legende.
Auch heute gibt es noch viele Menschen, die am Rande unserer Gesellschaft leben. Weltweit gibt es Millionen Menschen, die in menschenunwürdigen Umständen leben. Was können wir da tun - selbst dann, wenn wir den Eindruck haben, nur über unzureichende Mittel und Macht zu verfügen, diese Zustände zu verändern ? Ist das nicht ein wenig die gleiche Ausgangssituation, in der sich Martin befand ?
Martin zögert nicht, sich dem Armen zuzuwenden, ihm seine Aufmerksamkeit zu schenken. Er schaut nicht vorbei, er weicht nicht auf die andere Straßenseite aus. Er fragt nicht nach, wodurch der Bettler in diese Lage gekommen ist. Er sieht, was dem Mann fehlt : etwas Wärme - Wärme durch menschliche Zuwendung und wärmende Kleidung ; deshalb teilt er das, was er gerade teilen kann, seinen Mantel...
Ob arm oder reich - jeder hat das Recht auf menschenwürdiges Leben. Jeder hat die Möglichkeit, etwas dazu beitzutragen.
Und was können wir teilen ?