Aloys Jousten zum Thema: Ein barmherziger Vater (Lukasevangelium)
Die katholische Kirche feiert am 18. Oktober den heiligen Lukas. Er ist der Verfasser eines Evangeliums und der Apostelgeschichte. Als Evangelist hat er wunderbare, beeindruckende Geschichten und Gleichnisse über Gott als barmherzigen Vater niedergeschrieben. Ich bin mit sicher, dass Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, zumindest ein Gleichnis kennen, nämlich das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Solche Geschichten vergisst man nie. Daran richtet man sich ein Leben lang auf, weil sie uns Menschen einfach da abholen, wo wir stehen. Da wird Gott konkret, lebensnah. Wir erkennen immer neu: So ist Gott, so handelt Gott an uns. Hier wird Gott uns Menschen wirklich nahe gebracht als ein Gott, der uns aufrichtet, der vergibt, der uns erwartet, der uns sogar entgegenkommt. Du bist gemeint; du bist dieser verlorene Sohn, du darfst dich in ihm wiedererkennen, du brauchst dich nicht zu schämen. So ist Gott. Er ist ein barmherziger, ein vergebender Vater. In seinem Leben und Wirken unter den Menschen ging es Jesus darum, Gottes Liebe so Wirklichkeit werden zu lassen. Das Reich Gottes wird so erfahrbar. In der Vergebung berührt der Himmel die Erde. Da geht der Himmel über uns auf, da handelt Gott an uns. Das wird mir sehr bewusst, wenn ich das Sakrament der Buße empfange oder wenn ich Beichte höre. Vergebung durch Gott bedeutet, dass tatsächlich Gott nicht und nie mehr darauf zurückkommen wird. Wenn wir Menschen einander vergeben, ist das nie so ganz sicher gewährleistet.
Haben Sie auch nicht vergessen, dass das Verhalten des Vaters gegenüber seinem von zu Hause weggelaufenen Sohn den zu Hause gebliebenen Bruder sehr verärgert? Der ältere Bruder spricht wahrscheinlich manchen unter uns aus dem Herzen; denn wie würde ich reagieren? Ärgere ich mich nicht manchmal über Menschen, die tun und lassen, was sie wollen, ohne Rücksicht auf Verluste? Wir tun gut daran, uns das Gleichnis vom verlorenen Sohn und vom älteren Bruder zu Herzen gehen zu lassen. Wenn das Verhalten des Vaters gegenüber seinen beiden Söhnen unser Herz berührt, werden wir spüren, was in unserem Innern verborgen ist. Auf jeden Fall will Gott uns aufrichten und heilen, insofern wir ihm unser Herz hinhalten. Er lädt uns zum Leben und zur Freude über das Leben in uns ein.