Zum Thema: Der Klügere gibt nicht nach
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir alle kennen die Regel: „Der Klügere gibt nach.“ Dazu eine kleine Geschichte:
Zwei Bauern treffen mit ihren Fuhrwerken auf einer schmalen Brücke zusammen. Keiner kommt am anderen vorbei. Einer muss praktisch das Fuhrwerk abspannen, den Wagen zurückschieben, damit der andere durchkommt.
Jeder fordert nun vom anderen, dass er Platz mache. Sie diskutieren. Beide haben ihre Gründe dafür, dass jeweils der Andere zurück muss. Keiner gibt nach. Jeder fühlt sich im Recht und hat seinen Stolz.
So stehen sie sich gegenüber. Schließlich packen sie ihre Butterbrote aus, dann lesen sie Zeitung. Jeder sitzt demonstrativ auf seinem Wagen und hofft, dass der andere entnervt aufgibt. Die Zeit vergeht, sie halten trotzig ihre Position.
Irgendwann ruft der andere energisch zum anderen hinüber: „Wenn du jetzt nicht augenblicklich zurückweichst und mir Platz machst, dann mach ich es mit dir ebenso, wie ich es schon gestern mit einem anderen Bauern auf der Brücke getan habe!" Der andere, kräftemäßig unterlegen, bekommt nun doch Angst, spannt seine Ochsen ab, schiebt seinen Wagen zurück aufs Land, treibt dann sein Vieh zurück und spannt es wieder an. und setzt seinen Wagen etwas zurück, so dass der andere mit seinem Fuhrwerk passieren kann.
Als der an ihm vorbei fährt, fragt er ihn: Nun sag mir wenigstens, was du gestern mit dem anderen Bauen bemacht hast?
Nun, was werde ich schon gemacht haben? Ich bin zurückgefahren und habe ihm Platz gemacht.
Wer von beiden ist nun der Klügere?
Die Bibel sagt: „Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist, offenbart seine Torheit."
Und so wünsche ich Ihnen, liebe Damen und Herren für den heutigen Tag eine gute Portion Geduld, so dass sie die gewonnene Weisheit vielleicht morgen schon gebrauchen können.
Einen schönen Tag noch
Ihr Martin Schuler
Quelle: Axel Kühner, eine gute Minute, S. 180