Zum Thema: Lebensmittel - Mittel zum Leben
Liebe Hörerinnen und Hörer!
Vielleicht erinnern Sie sich, dass Sie in der Messfeier bei der Gabenbereitung folgendes Gebet gehört haben: „Sei gepriesen, Herr unser Gott, Schöpfer der Welt, du schenkst uns das Brot, Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit.“ Die Kirche hat hier ein altes jüdisches Gebet übernommen. Zwei Wörter gefallen mir besonders und stimmen mich nachdenklich über unseren Umgang mit dem Brot und den Lebensmitteln im Allgemeinen. Die zwei Wörter sind „schenken“ und „Frucht“.
Seit meiner Kindheit ist Brot für mich etwas Besonderes. Es ist fast etwas Heiliges, das man mit viel Achtung behandeln muss. Brot ist ein Grundnahrungsmittel in vielen Teilen der Welt. Mit Brot und Wasser kann man lange leben. Daher war es unvorstellbar, ja strafbar, Brot wegzuwerfen.
Wie haben sich doch auch in diesem Punkt unsere Welt und unser Umgang mit Lebensmitteln gewandelt. Ich sagte soeben, dass die Wörter „schenken“ und „Frucht“ mich beeindrucken in dem Gebet bei der Gabenbereitung. Ja, Brot war fast etwas Heiliges, weil es nicht selbstverständlich ist, dass wir unser tägliches Brot und all das andere auf dem Tisch haben. Es ist und bleibt irgendwie ein Geschenk, ein unverdientes Geschenk. Das erklärt vielleicht, dass in vielen Familien und bei vielen gemeinsamen Essen das Tischgebet dazugehört. Es ist gut, dass wir uns bewusst bleiben: Lebensmittel sind und bleiben ein Geschenk. Wenn man Hungernden oder Armen bei uns oder auf anderen Kontinenten begegnet, versteht man das noch besser.
Brot als Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Ich habe als Jugendlicher mehrmals einem Bäcker beim Brotbacken zuschauen können. Es gibt heute zwar industrielle Bäckereien, aber für mich ist Brot kein einfaches Produkt aus der Maschine. Mir steht immer noch der Bäcker mit dem Teigtrog und der Handarbeit beim Brotformen vor Augen.
Es lohnt sich - ausgehend vom Brot -, über die moderne Esskultur und über unser Verhältnis zu den Lebensmitteln nachzudenken. Nur zwei Gedanken: die Leute geben immer weniger Geld für Lebensmittel aus, weil sie nicht auf Qualität achten; und viele kleine und große Leute gehen unachtsam mit Lebensmitteln um.