Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer!
« Es irrt der Mensch, solange er strebt » so steht es in Goethes Faust geschrieben. Schon seit Urzeiten versucht der Mensch, seinen Horizont zu erweitern, indem er sich über sein ihm von Gott geschenktes natürliches Niveau zu erheben versucht. Schon die griechische Sage kennt die Geschichte des Ikarus, der sich aus Übermut mit seinem Flugapparat aus Federn die er mit Wachs an einem Gestänge befestigt hatte zu nahe an die Sonne heranwagt und ins Meer stürzt, als die Sonne das Wachs seiner Flügel schmelzen lässt.
Die Bibel berichtet vom Turmbau zu Babel, bei dem die Menschen einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel bauen wollen. Dies wird als Versuch gewertet, Gott gleichzukommen. Wegen dieser Selbstüberheblichkeit straft Gott das Volk, das zuvor eine einheitliche Sprache hatte, mit Sprachverwirrung und verstreut es über die gesamte Erde...
Doch menschliches Streben nach Höherem muss nicht immer mit negativen Folgen verbunden sein: solange der Mensch danach strebt, das Gute zu finden und zu mehren, anderen Gutes zu tun, die Situation der Mitmenschen und die Lage der Welt zu verbessern ist dies sinnvoll und positiv. Ja, auch die Suche nach Gott, der Wunsch ihm näher zu kommen und ihm möglichst gleich zu werden ist keineswegs verwerflich, wenn dies bedeutet seine große Liebe für die Welt und die Menschen zu teilen und diese Liebe bedingungslos zu leben... so wie Gott. Dann wird der Mensch wahrhaft Gott gleich und kann schließlich in ihm aufgehen... Das Höchste, was wir Menschen erreichen können...