Zum Thema : Von Reinheit und Unreinheit
Liebe Hörerinnen und Hörer,
gestern hörten wir im Sonntagsevangelium, wie die Pharisäer und einige Schriftgelehrten Jesus fragen, wieso seine Jünger sich nicht an die Überlieferungen der Vorfahren hielten und wieso sie ihre Brote mit unreinen Händen essen würden. Jesus weist diese Männer, die von ihrer Gesetzestreue und von ihrem einwandfreien Verhalten überzeugt sind, zu Recht mit einem Zitat des Propheten Jesaja, in dem es heißt, dass sie Gott zwar mit den Lippen ehrten, ihr Herz aber weit weg von ihm sei. Er wirft ihnen vor, dass das, was sie lehrten, nur Satzungen von Menschen seien. Und abschließend sagt er dann noch zu ihnen: „Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.g
Die führenden Männer des jüdischen Volkes mussten sich diese Zurechtweisung von Jesus gefallen lassen. Das war bestimmt hart für sie, aber war es damals und ist es nicht auch heute noch oft so, dass wir festgefahren sind in unseren Satzungen, in unseren Überzeugungen, Vorstellungen und Geboten? Bei Gesprächen mit Menschen, die der Kirche eher fern stehen, stelle ich häufig fest, dass sie doch oft einen tiefen Glauben an Gott besitzen. Oft kommen sie nicht klar mit der Kirche und ihren Strukturen, mit ihren Geboten und Verboten. Die Kirche erscheint ihnen als starre und weltfremde Institution - einengend und kontrollierend. Es stimmt mich nachdenklich zu hören, dass doch so viele Menschen sich von der Kirche abwenden, aber es freut mich und stimmt mich hoffnungsvoll, dass sie dennoch Gott einen Platz in ihrem Leben geben. Kommt es nicht letztlich darauf an? Für mich als Mitarbeiterin der Kirche ist es eine große Herausforderung zu überlegen, wie wir auch in der heutigen Zeit noch die Menschen zu Gott führen können und vielleicht muss die Kirche heute - wie damals - viele ihrer Vorstellungen überdenken und ablegen, um zum Wesentlichen zu kommen: zu Gott!
Mich beeindruckt immer wieder der folgende Satz aus der Bibel: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.g Gott wünscht sich unsere Liebe, er sehnt sich danach, dass der Mensch ihn liebt und es geht ihm nicht um irgendwelche Opfergaben, um eine Pflichterfüllung, um das rigide Einhalten von Geboten und Vorschriften. Wir sollten die Menschen ermutigen auf ihrem Weg zu Gott!
In diesem Sinne ihnen allen einen guten Tag und allen Kindern und Jugendlichen einen guten Start ins neue Schuljahr!