Durch seine Methode "sehen - urteilen - handeln" war der belgische Kardinal Joseph Cardijn die prägende Gestalt der weltweiten Bewegung der jungen Arbeiter in der katholischen Kirche. Ausgangspunkt in diesem Dreischritt ist das nüchterne "Sehen" auf die Situation der Menschen in der Arbeitswelt, im Spannungsfeld von sozialen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen. Im "Urteilen" werden Fragen gestellt, die für Gerechtigkeit, Menschenwürde, Freiheit und Solidarität sensibilisieren. Der Maßstab hierzu ist das Evangelium. Auf diesem Hintergrund werden die Aktivisten dann im politischen "Handeln" tätig. Sie engagieren sich für eine menschengerechte und solidarische Gesellschaft und Arbeitswelt.
Vielleicht sagen sie sich jetzt : ja solch ein Arbeitsschema bräuchte unsere Gesellschaft in dieser unstabilen mancherorts sogar bedrohlichen Situation.
Und wir könnten unsere Gesellschaft beklagen und stöhnen.
Wir können uns aber auch bewusst werden, dass jede große Bewegung im Kleinen begonnen hat und auch von Neuem beginnen kann.
Könnten und sollten wir nicht diese Methode « sehen-urteilen-handeln » zuerst einmal für unser eigenes Leben anwenden ? Wäre es nicht sinnvoll in unserer eigenen kleinen Welt zu schauen : Wo lebe ich ? wie sieht meine persönliche Lebenssituation aus ? Was prägt mich ? Sollten wir nicht auch uns selbst zuerst beurteilen : Wie sieht es in meinem Leben aus mit der Gerechtigkeit, Solidarität und Freiheit ? Was sagt das Evangelium zu meinem Lebensstil ? Sollten wir nicht zunächst alles daran setzen, selbst zu handeln und dafür zu sorgen, dass wir zu einer menschlicheren Welt beitragen, im Geiste Jesu ?
Wort in den Tag
mit Claude Theiss zum Thema : Sehen-urteilen-handeln