zum Thema : Tapetenwechsel
Unsere Zeit ist geprägt von Leistung und Produktivität. Unser Leben wird vermessen und beziffert. Wir unterliegen Zwängen verschiedener Art. In Kindergarten, Schule, Ausbildung oder Beruf ebenso wie in Freizeit und Familie. Je beschäftigter wir dabei sind, je geschäftiger, um so größer ist die Gefahr, dass wir uns dabei selbst aus den Augen verlieren. Ich denke das ist es, wovon wir immer wieder so dringend einen Tapetenwechsel benötigen.?Und dieser Tapetenwechsel tut gut, auch wenn wir uns manchmal davor scheuen.
Der Satz "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst", den der Apostel Paulus als die Summe der christlichen Lehre bezeichnet hat, kann da in der Tat sehr wohltun. Häufig wird er nur in seiner ersten Hälfte gelesen und droht so zu einer christlichen Leistungsnorm zu verkommen: Liebe! Liebe! Liebe! Den Nächsten, die Nächste, wen auch immer, wann auch immer!?
Kein Mensch ist unbegrenzt leistungsfähig - auch in der Nächstenliebe nicht. Wer sich selbst vergisst, wer immer pausenlos beschäftigt ist, wer keine Zeit für sich selbst hat, liebt sich selbst nicht. Und dann hat das "Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst" auch keine große Bedeutung mehr. Von nichts kommt nichts, sagt ein Sprichwort.
So ist das auch hier.?Das ist es, denke ich, was wir aus den Ferien dauerhaft mitnehmen können: Es könnte der Vorsatz sein, ein Stück Erholung, Entspannung, Besinnung und Muße im Alltag zu leben. Ein Tag, an dem genügend Zeit für die Kinder oder Enkel ist, ein Abend für ein Buch, ein paar Stunden zum Spazierengehen, zum Erzählen und Miteinander-Still-Werden.