Zum Thelma: Mut und Zivilcourage
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer. Neulich erzählte mir eine Bekannte von einem Erlebnis beim Einkauf im Supermarkt. Außer ihr wühlten noch zwei andere Frauen, eine hiesige und eine Ausländerin mit Kopftuch, auf dem Tisch mit dem Sonderangebot in blickdichten Strumpfhosen. Die hiesige Kundin schien nicht zu finden, was sie suchte und schimpfte schließlich: „In meiner Größe gibt es nur schwarze Strumpfhosen.“ Daraufhin der sie begleitende Mann mit einem verächtlichen Blick auf die Kopftuchträgerin: „Das ist nur was für ausländische Weiber.“
„Ich ärgere mich noch heute über diese abfällige Bemerkung“, gestand mir meine Bekannte, „aber kaum weniger wütend bin ich auf mich selbst, weil ich schweigend weiterging. Meine einzige Rechtfertigung besteht darin, dass ich nicht schlagfertig bin. Was hätte ich auch dazu bemerken können?“
„Vielleicht hättest du ihm einfach das sagen sollen, was du mir gerade mitgeteilt hast, nämlich, dass dich abfällige Pöbelein ärgern.“
Lange habe ich über dieses Gespräch nachgedacht. Wäre ich im entscheidenden Moment so mutig gewesen, mich einzumischen, entschlossen meine Meinung zu sagen? Wahrscheinlich hätte ich mich ängstlich zurückgehalten, weil ich mit einer feindseligen, für mich schrecklich peinlichen Reaktion rechnen musste. Aber Mut kann man lernen. Wie sagte bereits Aristoteles: „Mutig wird man, indem man sich so verhält, als wäre man es bereits.“
Liebe Hörerinnen und Hörer, ich wünsche Ihnen und auch mir mehr Mut und Zivilcourage, damit wir einschreiten und gegen Ungerechtigkeiten aufbegehren. Aufwiederhören.