Zum Thema: Scheitern will gelernt sein!
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
viele Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten sind jetzt in oder kurz vor der Prüfungszeit.
Viele Bewährungssituationen sind mit der Möglichkeit des Scheiterns verbunden. Spontan werden Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, noch viele solcher Gelegenheiten einfallen. Lassen Sie mich einige nennen: Abfragen, Klausuren, Vorträge, das Bewerbungsgespräch, die Einladung zu einem Rendezvous, öffentlich reden, Fahrrad fahren, Schwimmen, Schifahren, eine berufliche Aufgabe nicht zur Zufriedenheit erledigt zu haben, angebranntes Essen, …
Scheitern ist leider häufig noch ein Tabuthema unsere Zeit. Das Gefühl versagt zu haben, ist häufig mit einem verminderten Selbstwertgefühl verbunden. Trotzdem müssen wir damit fertig werden. Im Laufe der Jahre haben wir Problemlösungsmethoden entwickelt, die es uns in der Regel erlauben, unser Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Wie steht es aber mit unseren Jugendlichen, die bisher in der Schule keine oder wenig Probleme hatten? Den Jugendlichen, denen viele, wenn nicht alle Probleme von anderen aus dem Weg geräumt wurden? Welche Möglichkeit haben diese gehabt Problemlösungsmethoden zu entdecken und auszuprobieren? Lassen wir uns nicht aus den Augen verlieren, dass die Erfahrung eines Fehlschlags auch förderlich für die Persönlichkeitsentwicklung sein kann.
Wir Erwachsenen können zeigen, wie man mit Krisen und Enttäuschungen umgeht. Wie man Probleme konstruktiv bewältigt und danach die Kraft für einen neuen Anlauf sucht oder Alternativen ins Auge fasst.
Dies ist ein genereller Aufruf an uns, Kinder und Jugendliche mit realistischen Ansprüchen zu konfrontieren. Eine positive Einstellung zu Fehlern sowie eine angepasste Einstellung zu Erfolg und Fortschritt zu entwickeln und zu vertreten.
Jeder weiß, dass er nicht der erste ist, der eine Prüfung verhauen hat. Aber dies zu wissen nützt in der Situation wenig. Gerade in unserer erfolgsorientierten Gesellschaft möchte keiner zu den Gescheiterten gehören. Es nützt demjenigen, der dies erlebt, gar nichts, wenn die Situation aufgebauscht oder bagatellisiert wird. Ein offenes Ohr und das Besprechen des Erlebten wird es ihm erlauben die Situation zu reflektieren. Versuchen Sie keine Wertung abzugeben, sondern nur die Aussagen zu spiegeln und der Person Ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken.
Ich wünsche Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, einen schönen Tag.