zum Thema: Geben und empfangen
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Wenn wir am Abend auf den verflossenen Tag zurückblicken, werden wir sehr oft eine positive Bilanz ziehen. Immer wieder hat es da gelingende Erfahrungen und interessante Begegnungen gegeben. Wenn ich von gelingen und interessant spreche, wird schon deutlich, worauf ich hinaus will. Wenn etwas gelingt, darf ich mir sehr wahrscheinlich oft sagen, dass ich dazu beigetragen habe. Ich habe anderen etwas von meinen Fähigkeiten, meinen Fertigkeiten, meinem Wissen schenken können. So sind wir alle öfter Gebende, als wir ahnen. Das einfachste Beispiel ist der Gruß, das Wort, der Blick, die ich jemandem schenke. Sind wir uns dessen bewusst, dass es Mitmenschen gibt, die mehr nach einem solchen Zeichen hungern als nach dem täglichen Brot?
Aber wir sind sehr oft Empfangende, Beschenkte. Wenn ich eben von interessanten Begegnungen sprach, denke ich an Gespräche, wo Menschen mir etwas Interessantes, für mich Aufbauendes, Ermutigendes ausgesprochen haben. Da sind die anderen die Gebenden und wir die Empfangenden.
Ich beobachte, dass es leider eine Reihe von Menschen gibt, die nicht glauben, dass auch sie gebende, schenkende Mitmenschen sind. All diesen Leuten, die so wenig Selbstvertrauen haben, möchte ich Mut machen. Ich möchte ihnen sagen, dass wir alle begrenzte Menschen sind. Keiner hat alles, keiner weiß alles, keiner genügt sich selbst. Alle brauchen einander. Daher ist es so wichtig, dass wir alle dementsprechend von uns selber und von den anderen denken. Im Alten Testament sagt ein Prophet: Du, du bist wertvoll in den Augen Gottes. Jeder, jede von uns, liebe Hörerinnen und Hörer, hat ein Herz, das Gott mit seiner Liebe bewohnt. Es ist wie eine Quelle, aus der Gottes Liebe zu jedem Menschen fließt. Haben Sie schon daran gedacht, dass der dreifaltige Gott selbst ein Empfangender und Gebender ist? Das ist das Geheimnis unseres Gottes. Wir sind aufgenommen in den Kreislauf und „Wechselstrom“ der Liebe zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. Als Empfangende und Gebende sind wir Menschen somit Gott ähnlich.
Schauen Sie heute Abend einmal mit diesem Blick auf Ihren Tag zurück!