Zum Thema: Der Schneider von Ulm
Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer!
Der 31. Mai 1811 wurde ein verhängnisvoller Tag im Leben des Albrecht Ludwig Berblinger, besser bekannt als « der Schneider von Ulm ». Als gelernter Schneidermeister galt seine Liebe vielmehr der Mechanik und dem Traum vom Fliegen. An seinem Flugapparat, eine Art Hängegleiter, hatte er jahrelang gebastelt. Und er hatte ihn auch schon mehrmals erfolgreich erprobt, am Ulmer Michelsberg.
Nun wollte er auch der breiten Öffentlichkeit einen Menschen zeigen, der wie ein Vogel durch die Lüfte gleitet. Als Ort für seinen Flugversuch hatte er - Nomen est Omen - die Adlerbastei am Rand der Donau ausgewählt. Das andere Ufer der Donau war 40 Meter entfernt, dort wollte er landen. Doch hatte er keine Ahnung von den Gesetzen der Thermik. Über dem Wasser der Donau fehlen die Aufwinde, die ihn bei seinen ersten Versuchen noch getragen hatten. Wegen der senkrechten Ufermauer entwickelt der Wind keinen Auftrieb, sondern verwirbelt den Flugversuch. Jämmerlich stürzt er ab und versinkt in den Fluten der Donau. Danach wäre er wohl am liebsten im Boden versunken, denn statt Ruhm für seine Pionierleistung der Fliegerei zu ernten wurde er zur Spottfigur.
Von ihm können wir etwas lernen : Nicht das spektakuläre Glänzen vor den Augen der Öffentlichkeit zählt. Die wahren Glanzleistungen werden zumeist im Verborgenen vollbracht, abseits der öffentlichen Anerkennung. Denn auch der Schneider von Ulm hat Großes geleistet : erst 80 Jahre nach Berblinger hob Otto Lilienthal mit seinem Hängegleiter vom Boden ab. Sein Flug wurde auf Schwarzweißfotografien festgehalten, eine Technik, die erst seit einigen Jahren soweit war, solche Momentaufnahmen zu machen...