Zum Thema: Der zweifelnde Mönch
Guten Morgen, meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer
Ein Mönch aus Heisterbach dachte lange über das Wort der Schrift nach, vor Gott seien tausend Jahre wie ein Tag. Er konnte das nicht glauben und, meditierend zweifelnd, ging er in den benachbarten Wald. Immer tiefer und gedankenverloren ging er in das grüne Haus. Plötzlich hörte er von weitem die Klosterglocke. Eilig kehrte er zurück. Doch als er den Chor betrat, stand auf seinem Platz ein anderer Mann. Er schaute hilflos ringsum und kannte keinen seiner gewohnten Mitbrüder. Der Abt stellte ihn im Chor zur Rede. Er nannte seinen Namen. Keiner kannte ihn. Man holte die Klosterbücher.
Mehrere hundert Jahre musste man zurück blättern, ehe man seinen Namen fand. Bei seinem Namen stand aber die Anmerkung: er war ein Grübler und ging eines Tages in den Wald und kehrte nicht wieder. Da fiel es dem Mönch wie Schuppen von den Augen, und er erkannte: „Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag.“
Vor seinen Brüdern aber bekannte er seinen Zweifel und seine geistige Starrheit. Der Mönch alterte nun in wenigen Minuten und starb selig im Chor und durfte den Tag seiner Ewigkeit erleben.
Ich wünsche ihnen einen schönen Tag.