Zum Thema: Bitten wir Gott um seinen Segen
Liebe Hörerin, lieber Hörer! Oft werde ich gebeten, Menschen oder auch Gegenstände zu segnen. Was erwarten die Bittsteller davon?
Es kommt auch vor, dass ich selbst zu den Leuten sage, wie z.B. bei einer Segensfeier: Bitten wir Gott um seinen Segen. Was lege ich dann in das Wort Segen?
Vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle den Sinn des Blasiussegens zu erläutern versucht. Heute will ich den Segen noch von einer anderen Warte aus betrachten. Mir fällt auf, dass auch im Gottesdienst unserer evangelischen Mitchristen der Segen seinen Platz hat. Das haben wir wohl alle bereits bei einer Fernsehübertragung beobachtet.
Segen ist eine typisch biblische Formel, durch die Menschen Gottes Nähe zugesprochen wird. Diese Nähe kann den Gesegneten selbst zum Segen werden lassen. Das war so bei Abraham. Am Neujahrstag wird in der Messe der Segen über Aaron, den Bruder des Mose, vorgelesen. Eine sehr schöne und reichhaltige Formel kommt da aus Gottes Mund. Das lateinische Wort für segnen heißt benedicere; im Französischen wird daraus bénir. Wörtlich übersetzt bedeutet das: gut reden, Gutes sagen.
Ja, darum geht es in der Heiligen Schrift. Gott sagt den Menschen Gutes zu. Er will ihr Wohlergehen, ihr Wohlsein; er will, dass es uns Menschen gut geht. Da wird mir plötzlich bewusst, dass die Gläubigen am Ende der Messe den Segen stehend empfangen. Das ist ja eher ungewöhnlich, weil ich sonst immer kniende Menschen bei einer Segnung vor mir sehe. Das aufrechte Stehen drückt aus, dass wir Gott aufgerichtet gegenübertreten dürfen. Der Segen richtet uns innerlich auf. Gott will keine geknickten Menschen. Gott schenkt uns Ansehen und Größe. Das kommt auch sehr schön zum Ausdruck, wenn wir in Erinnerung an unsere Taufe mit Weihwasser über uns das Kreuzzeichen machen, sei es zu Hause oder in der Kirche.
Segen, der in Beziehung zu Gott treten und in Beziehung zu Gott leben bedeutet, lässt uns aufrecht stehen und leben. Gesegnet werden heißt, zur eigenen Größe stehen, weil wir so von Gott bejaht werden, wie wir sind.
Ich wünsche Ihnen, liebe Hörerin, lieber Hörer, einen gesegneten Tag, an dem Sie sich als von Gott gesegnet wissen und anderen zum Segen werden.