Zum Thema: Masken und Macken
Vor längerer Zeit lud man mich einmal ein, um in einem Altersheim einen kleinen Gottesdienst zu halten. Es war eine gemütliche Atmosphäre und im Anschluss erwartete die Bewohner eine Tasse Kaffee.
Als ich dann mit der Predigt zu Ende war und mit Amen schloss, rief eine ältere Dame laut: ?Na endlich, das war aber auch Zeit.? Ein paar Leute schauten sie streng und ein bisschen an. Doch im Grunde hatte die Dame einfach das ausgedrückt, was sie dachte, nämlich: ?Wann ist der Pfarrer endlich fertig.?
Aber geht es nicht vielen so. Man macht gute Miene zu etwas, obwohl man etwas ganz anderes denkt oder will. Doch weil wir die strafenden Blicke und Bemerkungen der anderen fürchten, haben wir uns gezähmt und sind höflich. Jeder hat da so seine Macken, die er manchmal mühsam, manchmal geschickt versteckt. Jeder ist bemüht, seine Rolle zu spielen, seine Maske zu tragen, um den gewünschten Respekt zu bekommen. Dabei erweckt man nach außen oft einen ganz anderen Eindruck und in Wirklichkeit ist man eigentlich eine ganz andere Person.
Viele freuen sich darum auf den Karneval. Denn an Karneval, wenn man eine Maske trägt, dann ist es gestattet seinen Macken ein wenig Freigang zu erlauben. Man kann plötzlich mal herumalbern wie ein Kind oder ein pubertierender Jugendlicher, ohne dass es die anderen stört, oder dass man für verrückt erklärt wird.
Dabei braucht man gar nicht auf den Karneval zu warten. Denn Gott selbst schenkt uns solch einen Freiraum, wo wir mit unseren Macken unsere Maske fallen lassen können.
Gott lädt uns ein, in einen ganz geschützten Raum zu kommen - der uns mehr schützt als der Karneval.
David beschreibt diesen Freiraum bei Gott und staunt darüber. Er betet:
? Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich. Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken. Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen. Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge - du, Herr, kennst es bereits.?
Und nun kommt der geschützte Raum: Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich.?
Gott schenkt uns diesen Raum, wo wir unsere Maske fallen lassen können. Es liegt an uns, ob wir eintreten in seine Gegenwart.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.