Zum Thema: Die bunten Bälle
Sie war sehr arm und schmutzig. Grausam wie Kinder sein können, ließen wir sie nicht nur abseits stehen bei unseren Spielen - wir lachten sie aus.
Doch eines Tages überraschte sie uns mit drei großen Netzen herrlicher Bälle. Staunend umstanden wir das Mädchen, hatten aber nur Augen für die bunte Pracht. Strahlen vor Glück verteilte sie Ball um Ball an uns, die wir doch immer so hässlich zu ihr gewesen waren. Wir jubelten, stritten um den, bettelten um jenen noch viel schöneren Ball und liefen mit unserer Beute davon.
Nur ich sah mich noch einmal nach der verwahrlosten kleinen Gestalt um. Auf ihrem Gesicht lag noch immer ein Lächeln, aber es sah seltsam aus, wie fest gefroren.
Noch am selben Tage gingen Polizisten von Tür zu Tür. Die schönen bunten Bälle wurden mitgenommen. Sie waren gestohlen worden oder von gestohlenem Geld gekauft - das weiß ich nicht mehr. Was ich aber nie vergessen habe, ist das seltsam eingefrorene Lächeln des Mädchens. Versteinertes Glück.
Die Kleine hatte gestohlen, um einmal von uns anerkannt zu werden oder auch nur, um einmal das Glück des Schenken-Könnens zu erleben, das schmutzige, arme und - wie die Großen sagten - ganz und gar verdorbene Kind.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.