Liebe Hörerinnen und Hörer,
Intergenerationelles Miteinander. Intergenerationelles Wohnen. Intergenerationelles Arbeiten. Ist ?intergenerationelles? das neue Modewort? Als ich Kind war, brauchte man das Wort nicht, man lebte es. Oma, Opa, Eltern und Kinder lebten in einem Haus. Tanten und Onkels nicht selten nebenan. Irgendwo waren immer Kinder. Jugendliche konnten sich verschiedene Erziehungsmodelle anschauen. Wenn sie dann Eltern wurden, hatten sie ein ziemlich klares Bild von ihren Aufgaben. Omas und Opas waren nicht einsam, einer sprang immer mal kurz herein. Jeder wusste um die täglichen Freuden und Sorgen des anderen.
Möchten wir zu diesem Modell zurück? Abgesehen davon, dass die aktuellen Familienstrukturen dies meistenteils nicht mehr ermöglichen, war in den guten alten Zeiten auch nicht immer alles rosig? Gerade die Mütter haben oftmals stillschweigend an Generationskonflikten gelitten. Und auch zu Großmutters Zeiten hat man gesagt: ?Die Jugend ist nicht mehr das, was sie mal war.?
Trotzdem sind die Werte wie Respekt, Toleranz, Solidarität auch in unserer heutigen Gesellschaft dieselben geblieben. Nur das Weitergeben dieser Werte begrenzt sich nicht mehr auf die eigene Familie, bzw. Dorfgemeinschaft. Hellhörig für die Belange, Hoffnungen und Träume der anderen Generationen auch außerhalb unserer Ursprungsfamilie zu sein, ist wohl der erste Schritt zum gegenseitigen Verständnis. Intergenerationelle Kommunikation ist für mich demnach kein neues Modewort, sondern eine uralte Selbstverständlichkeit, die wir hüten müssen, damit sie nicht verloren geht.
Und deshalb schließe ich mich dem Pädagogen Berthold Otto an, der sagt: ?Sprich mit den Kindern in ihrer Sprache, und höre ihnen zu, dann werden sie dir auch zuhören, wenn du zu ihnen in deiner Sprache sprichst.?
Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.