Zum Thema: Nur der Würdigste
Es war zu einer Zeit, als die Indianer das Feuer noch nicht kannten. Da kam eines Tages ein Vogel mit leuchtenden Federn in eines ihrer Dörfer. Einige wollten ihn töten, aber andere fragten ihn: ?Was funkelt und leuchtet auf deinem Gefieder??
?Das ist Feuer? erwiderte der Vogel.
?Was ist Feuer?? fragten die Indianer.
?Es wärmt, es leuchtet, und ihr könnt euer Fleisch damit braten.? ?Gib uns dieses Feuer!?
?Der soll es haben, der am würdigsten ist?, war die Antwort des Vogels. ?Jeder nehmen einen dürren, harzigen Zweig in die Hand. Der Würdigste wird mich einholen?, sagte der Vogel und flog davon. Alle rannten hinter ihm her - über Stock und Stein, Bäche durchwatend und Flüsse durchschwimmend. Aber der Vogel war immer ein weites Stück voraus. Viele ermüdeten und gaben die Hoffnung auf. Schließlich liefen nur noch ganz wenige, und einer der Männer holte ihn ein. ?Bitte, gib mir das Feuer?, sagte er. Der Vogel: ?Du hast mich zwar als erster eingeholt, aber hast du nicht gesehen, wie ein kleiner Junge neben dir in ein Sumpfloch fiel? Du hast ihn nicht heraus geholt. Du warst nicht wie ein Freund zu ihm. Dir gebe ich es nicht.?
Ein zweiter holte ihn ein. Aber auch er erhielt das Feuer nicht, weil er einem kleinen Mädchen, das im Dornengestrüpp stecken blieb, nicht geholfen hatte.
Nun wollte keiner mehr hinter dem Vogel her laufen, und der flog ins Dorf zurück. In einer kleinen Hütte saß eine junge Frau am Krankenlager ihres kleinen Kindes. Sie war nicht gelaufen, weil sie ihr Kleines, das ihr mehr bedeutete als der liebste Freund, nicht allein lassen wollte. Sie war die Würdigste. Sie durfte ihrem Volk das Feuer bringen.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.