Zum Thema: Er weckt mich alle Morgen...
Guten Morgen, liebe Hörerrinnen und Hörer!
Musik: ?Er weckt mich alle Morgen...?, Choral, 1. Strophe; Text: Jochen Klepper (1938), Melodie: Rudolf Zöbeley (1941), Satz: Ralf Popken (2004), Wilhelmshavener Vokalensemble, Leitung: Ralf Popken. (Track 10)
Er weckt mich alle Morgen,
er weckt mir selbst das Ohr.
Gott hält sich nicht verborgen,
führt mir den Tag empor,
dass ich mit seinem Worte
begrüß das neue Licht.
Schon an der Dämmrung Pforte
ist er mir nah und spricht.
Was, besser vielleicht wer hat Sie heute morgen geweckt, liebe Hörerrinnen und Hörer? Ein Wecker, ein lieber Mensch, oder sind sie ganz von selbst erwacht?
Wie mag es sein, von Gott selbst geweckt zu werden? Der Dichter unseres Chorals, der evangelische Schriftsteller Jochen Klepper, der, verfolgt von den Nationalsozialisten, 1942 in den Tod ging und dem die Evangelische Kirche im von ihr ausgerufenen Jahr der Musik 2012 besonders gedenkt, hatte diese Gewissheit, dass hinter allem Gott selbst am Werk ist. Und zwar nicht verborgen, sondern ganz offensichtlich. Gott hinter meinem Wecker?
Es gehört zum Wesen Gottes, dass er sich gerade in dem zeigt, was ihm anscheinend widerspricht: Im jüdischen Wanderprediger Jesus von Nazareth und seiner Predigt vom nahenden Gottesreich, im radikal armen Franz von Assisi und seiner unbedingten Schöpfungsliebe, im Kirchenerneuerer Martin Luther und seiner Erkenntnis von der Freiheit eines Christenmenschen.
Gottes Wirken in der Welt und an den Menschen erfahren und wahrnehmen, das freilich können wir nicht von allein. Wir müssen uns erst dazu aufwecken lassen. Von Gott selbst. Wie das geschieht, was dazu nötig ist? Nichts, als ein bereites, offenes Herz.
Das wünsche ich Ihnen an diesem neuen Tag!