Zum Thema: Ballast abwerfen
Liebe Hörerinnen und Hörer! Das neue Jahr wird heute elf Tage alt. Es ist also noch ganz jung und frisch. Das Jahr 2012, ja, aber wir selbst, wie ist es um uns bestellt nach zehn Tagen 2012? Gerne fassen wir am Ende eines Jahres zusammen, was alles geschehen ist. Wir ziehen auch persönliche Bilanz. Häufig werden wir viel zusammentragen an Belastungen und Freuden. Es ist aber so, dass wir am 1. Januar nicht einfach neu angefangen haben. Wir haben vieles mitgenommen in das neue Jahr und tragen es weiter mit durch die Tage. So kann es vorkommen, dass jemand heute schon überlastet, überfordert ist. Die Spannkraft der Lebensfeder könnte bereits jetzt an ihre Grenze stoßen. Was machen? Wie entspannen, entlasten?
Jemand, der Menschen, die im Berufsleben sehr gefordert werden, begleitet, erzählte einmal folgendes Erlebnis:
Die Leiterin eines großen Senioren- und Pflegeheims schilderte mir, wie die Arbeit und die täglichen Anforderungen ihres Berufsalltags sie völlig überforderten. Auf alle Vorschläge, dies oder jenes fallen zu lassen, antwortete die Leiterin: ?Das geht nicht, das ist schlichtweg unmöglich.? Beim nächsten Gespräch erklärte sie mir dann: ?Ich habe nachgedacht. Nicht die viele Arbeit macht mich fertig, sondern ich bin es selbst. Im Grunde will ich die viele Arbeit. Sie ist mir Bestätigung, dass ich anerkannt werde und wertvoll bin. Ich denke immer, ich kann alles am besten. Also darf ich nichts abgeben. Das Problem ist nicht die viele Arbeit. Das Problem bin ich selbst.?
Es kommt folglich auch auf die innere Haltung, auf die Einstellung an: Ich will es allen recht machen; alle sollen zufrieden sein usw.
Im Evangelium sagt Jesus einmal: ?Kommt alle zu mir, die ihr schwere Lasten zu tragen habt. Meine Last ist leicht.? Das bedeutet doch wohl im Klartext, dass alles, was mich niederdrückt und mir die Lebensfreude nimmt, nicht vom Herrn kommt. Jesus sagt uns mit milder Stimme: Du bist wertvoll in den Augen Gottes, auch wenn dir nicht alles gelingt, wenn du nicht alles so schaffst, wie du dir das ausgemalt hast.
Ich wünsche Ihnen allen, die Sie mir zuhören, einen entkrampften und entlasteten Tag.
(nach H. Gabel, Mit der Bibel durch das Jahr 2011, S. 239)