Heute mit Aloys Jousten
Der 8. Dezember ist für uns Katholiken ein Festtag der Mutter Jesu. Wir sagen von Maria, dass sie ohne Erbsünde empfangen wurde. Es geht um den Beginn ihres irdischen Lebens, nicht um die Empfängnis Jesu. Das Fest fällt in den Advent. Wir warten auf den Erlöser, auf einen neuen Anfang. Der erste Versuch Gottes mit uns Menschen, ausgedrückt in der Geschichte von Adam und Eva im Paradies, ist ja schief gelaufen. Ihr Verhalten führte zum Scheitern und zur Verstrickung aller Menschen in ihrem Schuldkreis.
Das heutige Fest drückt unseren Glauben aus, dass Gott tatsächlich wieder ganz von vorn anfangen will. Der Schatten der Vergangenheit soll diesen neuen Start nicht belasten. Es ist eine echte Neuschöpfung. Darum ist bereits die Mutter Jesu frei geblieben von der Erbsünde. Mit dem Wort Erbsünde ist gemeint, dass alle Menschen im Schuldkreis der Menschheit verstrickt sind. Nur Gott kann sie daraus befreien.
Um den Neuanfang mit seinem Sohn Jesus tatsächlich als Neuanfang zu verwirklichen, stellt Gott die Mutter Jesu ebenfalls außerhalb des Schuldkreises. Das lässt mich sagen: Wie der Sohn, so die Mutter. Der Neuanfang Gottes mit der Menschheit beginnt also bereits in der Menschwerdung Marias im Schoße ihrer Mutter. Als junges Mädchen wird Maria Gottes Anfrage mit einem frohen und freien Ja beantworten, ohne Wenn und Aber. Marias Ja macht den Weg frei für die endgültige Befreiung. So ist das Fest der Unbefleckten Empfängnis ein erster Höhepunkt in der Adventszeit. Gott bereitet sein Kommen vor in Maria. Der französische Priester Michel Quoist hat einen sehr schönen Text über Maria geschrieben. Er lässt Jesus ein Loblied auf seine Mutter anstimmen. Darin heißt es: Meine schönste Erfindung, sagt Gott, das ist meine Mutter. Ihre Seele ist ganz rein und voll der Gnade. Sie ist schön, meine Mutter, so schön, dass ich in ihr die mir doch vertraute himmlische Schönheit wieder finde.
Wir können auch sagen, dass sich in Maria Gottes neue Welt widerspiegelt. In ihr sehen wir, wonach sich unser Herz sehnt, sagt Romano Guardini. Das wäre womöglich eine Idee für den Weg nach Weihnachten: Wie möchte ich sein? Welches Kind soll in mir geboren werden?